Zukunftsversion: Sorgende Stadt
Das Konzept der „sorgenden Stadt“ will Care-Arbeit vergesellschaften. Statt Sorgearbeit im Privaten zu lassen, sollen gesellschaftliche Strukturen etabliert werden, die Fürsorge solidarisch lösen und entprivatisieren. Dem Konzept zufolge müssen patriarchale und kapitalistische Strukturen benannt und transformiert werden. Was in erster Linie nach einer theoretischen Utopie klingt, wird in Barcelona bei einem Modellprojekt schon umgesetzt. Gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteuren aus Deutschland wird vom 20. bis zum 22. Januar über das Konzept der „sorgenden Stadt“ bei der Konferenz „Kommunale Strategien für feministisches Vergesellschaften“ in Bremen diskutiert.
Langer Weg
In der feministischen Stadtplanung wird schon lange darüber diskutiert, wie Raum neu gedacht werden kann. Denn das Konzept der funktionalen Stadt, woran sich auch heute noch der Städtebau hauptsächlich orientiert, resultierte aus der Charta von Athen (1933). Der internationale Städtebaukongress hatte damals die Trennung der Bereiche Wohnen, Arbeiten, Erholen und Verkehr beschlossen und damit den Weg für eine autofreundliche Stadt mit langen Strecken geebnet. Daran wird vor allem kritisiert, dass Bereiche wie Bildung oder Sorgearbeit nicht mitgedacht werden. Denn nach wie vor orientiert sich dieser Stadtbau vor allem an männlichen Erwerbstätigen, während Sorgearbeit hauptsächlich von Frauen im privaten Haushalt übernommen wird.
Ist das Konzept „Sorgende Stadt“ zukunftsfähig? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit Barbara Fried. Sie ist stellvertretende Direktorin des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und leitende Redakteurin der Zeitschrift „LUXEMBURG“. Inwiefern das Konzept in der Stadtplanung schon angekommen ist, erzählt uns Markus Vogl. Er ist Professor am Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen an der Universität Stuttgart.