Belastende Erwartungshaltung an die Geburt
Wenn Menschen schwanger werden, freut sich das soziale Umfeld zunächst: Babysocken werden gestrickt, Karten geschrieben und Geschenke gemacht. Allerdings häufen sich auch die gut gemeinten Ratschläge, die ohne jegliches Nachfragen kommen. Vor allem wenn es um Geburten geht, baut sich eine Erwartungshaltung an die Mutter auf: Am besten soll sie eine natürliche Geburt problemlos meistern und ihrem Kind danach topfit vollkommen zur Verfügung stehen.
Romantisierung führt schnell zu Stigmatisierung
Das ist natürlich zynisch formuliert – doch bestimmte Themen sind immer noch stigmatisiert. Zum Beispiel der Kaiserschnitt.
Obwohl Mütter das Kind neun Monate austragen, machen sie sich oft Vorwürfe nach einem Kaiserschnitt: War das überhaupt eine richtige Geburt? Bin ich nicht stark genug? Leicht dahingesagte Sätze wie „Jede Frau kann gebären“ oder „Sie schaffen das schon mit einer natürlichen Geburt“ unterstreichen diesen Eindruck.
Auch über mögliche psychische Erkrankungen nach einer Geburt wird wenig aufgeklärt. Ärzte und Ärztinnen begründen dies damit, dass sie die Mütter nicht verunsichern möchten. Dabei sind 15 bis 20 Prozent der Mütter innerhalb des ersten Jahres nach einer Entbindung von einer Wochenbettdepression betroffen. Müttern würde es in diesen Momenten helfen, wenn Mutterschaft gesellschaftlich nicht so romantisiert würde. Bei all den Erwartungen aus dem sozialen Umfeld bleibt nämlich oft das beschämende Gefühl, versagt zu haben.
Die Journalistin und Buchautorin Caroline Rosales hat bereits Stigmatisierung nach einer Geburt erfahren. Sie spricht mit detektor.fm-Moderator Lars Feyen über ihren Wunschkaiserschnitt und den Druck, dem Mütter gesellschaftlich ausgesetzt sind.