Suizid im Gefängnis
Suizid im Gefängnis ist weltweit Todesursache Nummer eins in Gefängnissen. Das Risiko, in Haft Selbstmord zu begehen, ist zwischen drei- und zwölfmal so hoch wie außerhalb von Gefängnissen. Trotzdem ist es wichtig, die Zahlen in den Kontext zu setzen. Die unterschiedlichen Suizidraten lassen sich nur eingeschränkt vergleichen. Für das hohe Suizidrisiko von Inhaftierten gibt es verschiedene Gründe: Zum Beispiel haben auch in Freiheit Männer ein erhöhtes Suizidrisiko. Gefangene sind außerdem häufiger von Risikofaktoren wie psychischen Krankheiten und Armut betroffen. Mit dem Antritt der Haft werden die Gefangenen mit zusätzlichen, haftbezogenen Faktoren konfrontiert. Beispielsweise können das Entzugserscheinungen, Scham und Schuldgefühle, das Fehlen wichtiger sozialer Bezugspersonen sowie die Konfrontation mit Gewalt unter Gefangenen sein.
Wie kann Prävention aussehen?
Zu Beginn des Haftantritts durchläuft jede oder jeder Inhaftierte ein Suizid-Screening-Verfahren. Dabei werden Anzeichen für Suizidalität abgefragt, zum Beispiel, ob man schon einmal versucht hat, sich umzubringen. Ein erster Schritt, um Suizide zu verhindern, ist dann der Entzug von sogenannten Suizidmitteln, also Nägeln, Rasierklingen oder Schnürsenkel. Den Umgang mit den suizidgefährdeten Menschen schätzt Christine Graebsch als extrem demütigend ein. Besser wäre, mit den Menschen zu sprechen und konkrete Hilfe anzubieten.
Aber auch nach Antritt der Haft braucht es eine gute psychiatrische Versorgung. Das Problem: Personalmangel. In Deutschland fehlen rund 2.000 Bedienstete, vor allem auch in der psychologischen Betreuung. Deshalb werden Vollzugsbedienstete ohne psychologische Ausbildung in dem Thema geschult und über das Thema informiert. Gefangene sollen Leitfäden für die ersten Tage bekommen, außerdem sollen ihnen geschulte Gefangene als Gesprächspartner an die Seite gestellt werden.
Wie geht gute Suizidprävention im Gefängnis? Darüber hat detektor.fm-Moderator Gottfried Haufe für diese Folge „Zurück zum Thema“ mit der Rechtswissenschaftlerin und Expertin für Strafvollzug Prof. Dr. Christine Graebsch von der Fachhochschule Dortmund gesprochen. Weitere Präventionsmaßnahmen erklärt Dr. Patrick Frottier. Er ist Facharzt für Psychiatrie und hat auch als Psychiater im Maßnahmenvollzug gearbeitet.