Ohne Tierversuche kein Corona-Impfstoff?
Tierversuche werden in der Forschung eingesetzt, um bei der Entwicklung von neuen Medikamenten mögliche Nebenwirkungen im menschlichen Körper im Voraus festzustellen. Es gibt viele kritische Stimmen gegen die Experimente an Tieren. Trotzdem sind sie in der aktuellen Forschung für einen passenden Corona-Impfstoff an der Tagesordnung. In Deutschland gibt es im Moment kein zugelassenes Medikament, das nicht an Tieren getestet worden ist. Der vielversprechende Impfstoff BNT162b2 wäre zum Beispiel laut der Initiative „Tierversuche verstehen“ ohne Versuche an Mäusen und Rhesusaffen nicht so schnell gefunden worden.
Sind Lungen-Chips die Lösung?
Dabei gibt es eine Alternative: tierversuchsfreie Forschung. Die arbeitet mit Computersimulationen, Zellkulturen oder künstlichen Organen. Bei der Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 werden zum Beispiel Lungen-Chips eingesetzt – künstliche Modelle einer Lunge. Diese sogenannten Organs-on-a-Chip bilden ein Organ im Miniaturformat ab. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Chips personalisierbar sind und die Gesundheit von Tieren nicht gefährdet wird.
Sind Tierversuche überhaupt noch notwendig, wenn alternative Methoden mittlerweile so weit fortgeschritten sind? Der Neurowissenschaftler Stefan Treue forscht am Deutschen Primatenzentrum und ist Sprecher der Initiative „Tierversuche verstehen“. Er erklärt detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth, weshalb Tierversuche trotzdem noch durchgeführt werden. Die Biologin Silke Strittmatter von „Ärzte gegen Tierversuche“ erläutert, wie die medizinische Forschung ohne Tierversuche auskommen kann.