Die Erkenntnisse einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung treiben das Land um: Denn die Schere zwischen Armen und Reichen ist in Deutschland größer als gedacht. Demnach besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung zwei Drittel des Nettovermögens. Zum ersten Mal fließen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter Millionären in die Berechnung des Gini-Koeffizienten mit ein. Der gibt Aufschluss darüber, wie gleich oder ungleich Vermögen in einer Gesellschaft verteilt ist. Liegt der Koeffizient bei 0, haben alle Menschen gleich viel. Bei 1 hat eine Person alles. Mit den neuen Ergebnissen liegt der Gini-Koeffizient bei 0,81.
Was ist soziale Ungleichheit?
Um zu messen, wie gleich oder ungleich die Deutschen sozial aufgestellt sind, gibt es verschiedene Merkmale. Dazu gehören zum Beispiel Bildung, Erwerbschancen oder Vermögen. Diese Merkmale sind auch mehr oder weniger stark ausgeprägt. Nimmt man diese Merkmale zusammen, ergeben sich daraus die Voraussetzungen, ob jemand studieren kann – oder nicht. Klar ist: Je ungleicher Vermögen verteilt ist, desto mehr soziale Ungleichheit gibt es.
Die reichen Leute können alle Chancen nutzen, weil sie auch alle Risiken eingehen können. Das können armen Leute nicht.
Lothar Binding, finanzpolitischer Sprecher der SPD und Mitglied des Finanzausschusses

Wie kann soziale Gerechtigkeit hergestellt werden?
Jedenfalls nicht durch eine Vermögenssteuer. Darin sind sich die Forscherinnen und Forscher vom DIW einig.
Die untere Hälfte der Vermögensverteilung hat so gut wie gar nichts. 25 Prozent der Bevölkerung hat null oder negatives Vermögen.
Johannes König, DIW, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Infrastruktureinrichtung Sozio-ökonomisches Panel

Welche Folgen kann die ungleiche Verteilung von Vermögen in der Gesellschaft konkret haben? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit Johannes König, einer der Autoren der DIW-Studie.
Was die neuen Ergebnisse für die Politik bedeuten und welche Maßnahmen für eine gerechtere Gesellschaft ergriffen werden können, darüber spricht Yannic Köhler mit Lothar Binding. Er ist finanzpolitischer Sprecher der SPD.