Professionelle Kampfsportler für die Straße
Hooligans mit Glatzen und Baseballschläger sind schon lange nicht mehr die Bilder in den Köpfen vieler Menschen, wenn das Wort „Neonazi“ fällt. 2014 in Köln traten aber genau solche wieder auf den Plan. Hooligans gegen Salafisten (HogeSa) hat viele Alt-Hools mobilisiert. Der Feind war dabei klar: Menschen mit vermeintlich erkennbarem Migrationshintergrund.
Zwei Jahre später haben über 200 Neonazis den Leipziger Stadtteil Connewitz attackiert. Der Kiez ist unter Rechten als linke Hochburg verhasst. Unter den Tätern waren bekannte Akteure aus der bundesweiten Neonazi-Szene und Hooligans des Fußballklubs Lok Leipzig. Sie haben Lokale und Geschäfte angegriffen und Autos angezündet. Bei dem „Sturm auf Connewitz“ waren auch Kämpfer des „Imperium Fight Teams“ dabei, ein Trainingsort für Hools und Nazis in Leipzig.
Auch bei den rechten Ausschreitungen in Chemnitz 2018 waren in den vordersten Reihen bekannte Schläger und ausgebildete Kampfsportler. Die alte Hooligan-Garde und der noch relativ junge Nachwuchs aus Nazis, Hooligans und rechten Ultras unterscheidet sich dabei nicht in ihrer Affinität zur Gewalt. Was sie aber unterscheidet, ist die zunehmend professionelle Ausdifferenzierung der Szene im Kampfsport-Milieu.
Der starke Mann von Vorgestern
Im Kampfsport fallen archaische Vorstellungen von Männlichkeit auf fruchtbaren Boden als Agitations-, Militantisierungs- und Radikalisierungsfeld. Die Vorstellung vom wehrhaften Volkskörper, der sich gestählt auf den Tag X vorbereitet, ist dabei ein gängiges Narrativ.
Im Studiogespräch gibt detektor.fm-Redakteur Liam Pape einen Überblick über die rechte Kampfsportszene, inklusive Einschätzungen des Hooligan- und Rechtsextremismusexperten Robert Claus. Außerdem spricht Moderator Christian Erll mit der Politikwissenschaftlerin und Genderforscherin Judith Götz über die Verbindung von Volksideologie und Männlichkeit.