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Werkstattbericht zu Facebook Audio live

Facebook Audio live ist seit dem 20. Dezember 2016 im Testbetrieb. detektor.fm und das MDR Entwicklungslabor haben bei den Medientagen in München ihre Erfahrungen mit dem Tool vorgestellt. Wir von detektor.fm sind am 23. Dezember 2017 wohl die ersten deutschen Nutzer gewesen, die Facebook Audio live genutzt haben.

Innerhalb der ARD setzen u.a. MDR, WDR, BR und die Deutsche Welle Facebook Audio live ein. MDR Aktuell – das Nachrichtenradio, WDR Cosmo und detektor.fm waren die ersten (Beta-)Testpartner.


Werkstattbericht detektor.fm

  • Neue Audio-Funktion für detektor.fm als digitale Podcast- und Onlineradioplattform spannend, deshalb schnell ausprobiert und verschiedene Nutzungsszenarien getestet.
  • Erster deutscher Anbieter, der Facebook Live Audio genutzt hat (23.12.2016 erster öffentlicher Test).

Facebook Audio live

Equipment von detektor.fm (Smartphone, iRig2), dazu kommen Mikrofon oder Mischpult.

Facebook ist bisher keine Audioplattform

  • Facebook ist Bild- und videogetrieben, Audio bisher nur Randerscheinung. Dabei gab es bereits gute Audio-Schnittstellen: Spotify & Soundcloud oder früher eigene Anwendungen (Tabs).
  • Experimente: Audios als Videos verpacken (u.a. Sport1FM, The Guardian), eigene Widgets „Audiograms“ bauen (Bsp.: NPR, WNYC).

Bisherige Wahrheit : „People aren’t in the mood to listen when scrolling Facebook“ (Mathilde Piard, NPR Digital Day 2017)


Werkstattbericht ARD

Fakten

  • Den Testpartnern steht in der Android-App die Audio-Funktion zur Verfügung.
  • Es gibt keine Schnittstelle, wie bei Facebook Video live, die es ermöglicht ein Sendesignal direkt einzuspeisen.

Ideen

  • Interviews live übertragen (Straßenumfragen, u.a. in Leipzig).
  • Live-Berichterstattung vom Weltwirtschaftsforum in Davos.
  • Einblick in die Recherche geben.
  • Den Test transparent darstellen.
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Netzreporter-Equipment des MDR (Smartphone, Handmikrofon, Ansteck- und Richtmikrofon, Licht, Tripod, Kabel)

Erste Ergebnisse

  • 16.394 erreichte Personen
  • 129 Interaktionen
  • 17 mal geteilt
  • 76 Kommentare

Durchwachsenes Feedback in den Kommentaren, weil die Nutzer Bewegtbild erwartet haben.

“Standbild!!! Euer Video läuft nicht. 

Nur Ton! Seid Ihr zu blöd für Video?”

Learnings Technik

  • Anrufe vermeiden. Klingt logisch, ist uns aber passiert. Deshalb nutzen wir ein “spezielles” Smartphone mit unbekannter Nummer.
  • Livestream ist mehrfach abgebrochen. Die On Demand-Version war trotzdem ohne Unterbrechung vorhanden.
  • Ton lag in guter Qualität vor. Wir haben im Testzeitraum iRig-Mikrofone, FlashMics und Sennheiser Stabmikrofone verwendet. Ohne Mikrofon wurde nicht produziert.
  • Facebook spielt zur Zeit Audio live so gut wie Video live aus.
  • Audio live wird nicht in jeder Version des Internet Explorers dargestellt. In Firefox, Safari, Chrome und Opera wurde Audio live ausgespielt.

Learnings Redaktion

  • Der Audio Livestream muss deutlich gekennzeichnet werden.
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Postingfoto MDR Aktuell, bevor Facebook ein optimiertes Vorschaubild eingeführt hat. 

  • Postingtext und Tagging vorbereiten und nicht kurz vor dem Interview schreiben.
  • Aus dem Audio-live-Material lassen sich gute O-Töne sehr schwer extrahieren, da die Interviewten wegen der Livesituation oft sehr nervös sind.
  • Profis wie Ursula von der Leyen oder Siemens-Chef Kaeser beim Weltwirtschaftsforum waren sehr begeistert, weil sie so “mehr Sendezeit” hatten.

Regelproduktion

Inhaltlich haben wir festgestellt, dass Interviews, Pressekonferenzen, Lesungen usw. nicht besonders gut funktionieren. Die Nutzer erwarten Bewegtbild (Interviews, Pressekonferenzen) oder eine zeitsouveräne Nutzung (Lesungen).

Was bei Facebook Audio live funktioniert, sind Events und Sport. Deshalb haben wir in der ARD begonnen, bestimmte Sportformate mit Event-Charakter bei Facebook zu streamen. Bei MDRaktuell die 3.Liga, bei Sportschau.de die Champions League und beim BR das DFB-Pokalspiel RB Leipzig gegen Bayern München.

Beim MDR produzieren wir diese Livestreams genauso wie Video Livestreams. Das Sendesignal wird über den Schaltraum zur Verfügung gestellt. Im Web-Schaltraum wird ein Standbild dazu gemischt und das ganze dann über die Video-Api bei Facebook direkt eingespeist. In ähnlicher Form macht es auch der BR. Der Vorteil ist die Sendesicherheit, weil man nicht auf die Netzstabilität des Smartphones angewiesen ist.

Beim WDR wird das Sendesignal über Klinke/Lightning direkt ins Smartphone geleitet und über die Facebook App verbreitet. Der Vorteil bei dieser Form liegt in der einfachen Umsetzung.


Deutsche Welle mit Facebook Audio in Afrika

Einen weiteren UseCase zeigt die Deutsche Welle, die eine sehr große Facebook Community in Afrika hat. Seit September 2017 sendet das Auslandsprogram in den Sprachen Africa, Francais, Hausa und Kiswahili im Regelbetrieb seine 30 Minuten bis drei Stunden langen Radioprogramme über Facebook.

Die Fakten

  • Die Nutzer haben früher schon UKW-Handys benutzt und sind es gewohnt, Radio über Smartphone zu hören.
  • Die Notifications bei Facebook und WhatsApp erinnern an die Sendnungen.
  • Facebook Audio hat eine geringere Bandbreite und schont die Datenpakete der Nutzer.
  • Social Radio: Die Interaktion mit den Nutzern ist ein wichtiger Programmbestandteil.

Erkenntnisse von ARD und detektor.fm

  • Live-Charakter des Ereignisses muss groß sein.
  • Lesungen mit prominenten Autoren sind nicht geeignet (Bsp: Buchmesse – Podcasts sehr beliebt, Facebook Live Audio nicht).
  • Podcast-Aufzeichnungen oder Live-Shows können für Facebook Live Audio spannend sein.
  • Vielleicht haben wir die ideale Umsetzung auch nur noch nicht gefunden.
  • Technische Umsetzung für Reporter leicht (Mikrofon oder Mischpult, Adapter und Smartphone, gute Internetanbindung).
  • Facebook Live Audio ist nicht die Rettung für Radiosender und Podcastanbieter, Facebook wird dadurch kein Audionetzwerk.
  • Kann als Ergänzung zur Facebook Strategie spannend sein (neben Bildern, Links, Videos oder Statusupdates), die Push-Benachrichtigung vieler Nutzer ist attraktiv.
  • Bei einer Integration in Sprachassistenten wie Amazon Echo, Apple Homepod, Google Home oder Microsoft Cortana könnte zusätzliche Optionen eröffnen.

Empfehlungen

  1. Klaren UseCase definieren: Warum Audio? Warum live?
  2. Interaktion mit den Nutzern als Chance sehen.
  3. Event und Lagerfeueratmosphäre schaffen.
  4. Technische und redaktionelle Workflows vorher über.

Wünsche an Facebook

  • Schnittstelle analog zu Facebook Video live anbieten
  • OnDemad-Player für Audios entwickeln.

Autoren: Christoph Rieth ist Teil des MDR Entwicklungslabors. Christian Bollert ist Geschäftsführer von detektor.fm.

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