In Deutschland wundert man sich in den Medienmagazinen gerade über die Apple Watch-Idee von The Economist. Die Macher der britischen Wirtschaftszeitschrift setzen Audio in den Mittelpunkt ihrer App für die Apple Uhr.
Horizont beispielsweise schreibt:
Die Funktion mutet auf den ersten Blick indes leicht kurios an.
Bei Meedia ist von „der teursten Fernbedienung der Welt“ die Rede.
Was planen die Londoner? Sie bringen die Audioversion des Economist auf die Apple Uhr. Das ist die extrem beliebte Variante des Economist, die angeblich auch von Angela Merkel gehört wird und auch bei Soundcloud zu finden ist. Aus meiner Sicht ist das bisher die beste Idee für die Apple Watch. Denn auf dem kleinen Display wird wohl niemand längere Texte lesen oder Mails schreiben wollen. Für kurze Nachrichten mag die Uhr funktionieren. Bestechend wird sie aber, wenn man sie mit einem Kopfhörer verbindet. Dann kann die Uhr ein spielerisch leichtes Mittel für Audiokonsum werden. Kein Wunder, dass der Economist, der das Potential von Audio bereits erkannt hat, auf diesen Verbreitungsweg setzt. Nutzer können so unterwegs leicht die Inhalte des Economist konsumieren, ohne ständig auf ein Display schauen zu müssen.
Ich vermute, dass über kurz oder lang viele deutsche Verlage das Potential von Audio in der mobilen Internetwelt erkennen werden. Bisher sind deutsche Verlage in dieser Hinsicht noch sehr zögerlich. Es gibt momentan drei bemerkenswerte Ausnahmen: Die Zeit lässt Texte der Printausgabe von Hörbuchsprechern (Audible) vertonen, die Süddeutsche vertont täglich das Streiflicht (BEBE Medien Gmb) und die Welt lässt täglich Texte von der Regiocast vertonen.
Auch die Vermarktungsmöglichkeiten sprechen für Audio. Während Banner auf mobilen Geräten kaum funktionieren, dürften sie auf Uhren überhaupt nicht reüssieren. Audio hingegen lässt sich mobil perfekt nutzen und auch sehr gut vermarkten. Der Erfolg von Podcasts (NPR hat gerade bekannt gegeben, dass sie ihre Download-Zahlen verdoppelt haben) ist ein Fingerzeig für diese lange unterschätzte Medienform. Die Mediennutzung der “Generation Kopfhörer” wird ihr übriges dafür tun, dass Audio als Medium in einer mobilen Welt weiter an Bedeutung gewinnt und von deutschen Verlagen nicht weiter ignoriert werden kann.
Transparenz: Die BEBE Medien GmbH unterstützt die Süddeutsche Zeitung täglich bei der Vertonung des “Streiflichts” für die Digitalausgabe und vertont Texte für die Krautreporter. Die Firma ist spezialisiert auf die Vertonung von journalistischen Texten.