Dresden im Februar 1945. Bei Luftangriffen werden etwa drei Viertel der historischen Altstadt innerhalb kurzer Zeit in Brand gesetzt. In Deutschland spricht man von einer historischen Zerstörung.
In Aleppo sind heute heute etwa 80% der alten Bausubstanz zerstört – und der Krieg läuft noch immer. Das mag ein gewagter Vergleich sein, aber er illustriert die zerstörerischen Ausmaße des Krieges in Syrien: Jahrhundertalte Wohn- und Kulturstätten werden innerhalb kürzester Zeit dem Boden gleich gemacht. Das tatsächliche Ausmaß wird wohl jedoch erst nach dem Ende des Krieges sichtbar sein.
Ruinen des Weltkulturerbes
Aleppo ist die zweitgrößte Stadt Syriens und war 2006 Hauptstadt islamischer Kultur. Die Altstadt wurde 1986 in die Liste des UNESCO-Kulturerbes aufgenommen. Eine Stadt mit bedeutendem kulturhistorischen Erbe. Viel davon ist nicht beglieben. Derzeit stehen sich die Truppen Assads und die Kämpfer des Islamischen Staates gegenüber, die Frontlinie verläuft mitten durch Aleppo.
Wohnhäuser, öffentliche Gebäude und komplette Straßenzüge sind zerstört. Dem Assad-Regime wird unterstellt, ganze Wohnquartiere und Siedlungen gezielt zu vernichten, um die Besitzverhältnisse neu zu „regeln“. So verkauft ein von der syrischen Regierung gegründetes „Ministerium für Wiederaufbau“ in diesem Zusammenhang Land und städtische Flächen an Investoren. Dem entgegenzuwirken ist erklärtes Ziel einer deutschen Initiative.
Neue Ideen für Aleppo
Eine Gruppe von Stadtplanern und Architekten hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, Ideen zur städtebaulichen Zukunft zusammenzutragen. Von 1996 bis 2011 hat die Bundesregierung bereits mit 20 Millionen Euro die Arbeit deutscher Stadtplaner, Architekten und Organisationen vor Ort gefördert, die sich einst die Rekonstruktion der Altstadt zur Aufgabe gemacht haben. Zu diesem Zweck wurden sämtliche Grundbucheinträge der Stadt und Dokumente aus Katasterämtern digitalisiert.
Ein Vorgang, der sich nun auszuzahlen scheint. Denn auch diese Archive wurden von Assads Regime vernichtet. Mittlerweile wurden sie im Internet veröffentlicht, und bilden die Grundlage zur Rekustruktion der Fakten.
Der Archäologe und Museumsdirektor Prof. Dr. Mamoun Fansa will seine Heimatstadt Aleppo vor dem Ausverkauf bewahren und verhindern, dass sie zum Spekulationsobjekt von Investoren wird. Über die Notwendigkeit und die Probleme des Wiederaufbaus der Stadt hat detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg mit Prof. Dr. Mamoun Fansa gesprochen.
Redaktion: Simone Müller