Wenn es im Alltag mal etwas zu stressig wird und man einfach nur noch an einen anderen Ort möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um der Realität zu entfliehen. Man könnte zum Beispiel für eine Weile in die Film-Welten Hollywoods abtauchen. Oder man flüchtet sich mit den Büchern von Tolkien oder George R.R. Martin in Phantasiewelten.
Dem Wunsch nach Realitätsflucht kann aber auch auf eine dritte, aktivere Variante nachgegangen werden. Durch Spiele. So wird man nicht nur zum Protagonisten der Geschichte, man kann die Handlung auch maßgeblich selbst beeinflussen.
Vom Kaufladen zum Orc-Krieger
Wer es dabei eher traditionell mag, der versucht sich vielleicht einfach am Schauspielen. Für Einsteiger eignet sich da bestimmt auch der bei Kindern beliebte Kaufladen. Wenn man es etwas komplexer mag, bieten sogenannte Pen-&-Paper-Rollenspiele vielleicht eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Die Mitspieler übernehmen dabei feste Rollen in einer fiktiven Erzählung.
Wem das noch nicht genug ist, für den ist vielleicht ein LARP (Live Action Role Playing) das Richtige. Dabei spielen Menschen phantastische Figuren und erdachte Geschichten mithilfe von Kostümen live nach. Bei vielen LARPs werden auch mit künstlichen Polsterwaffen Konflikte ausgetragen. Die Bandbreite der Kostüme reicht dabei vom klassischen Ritter über den Vampir bis hin zur Elfe.
Alternate Reality Game
Eine recht neue Methode des Rollenspiels ist das Alternate Reality Game. Dabei verwischen die rollenspieltypischen klaren Grenzen zwischen Alltag und Fiktion. Beim Spiel „Ingress“ zum Beispiel, das man über das Smartphone spielt, müssen Spieler bestimmte Orte mithilfe von GPS innerhalb einer Stadt oder eines Gebiets besuchen, um Punkte zu sammeln.
Die Faszination besteht im Verwischen der Grenzen zwischen Alltag und Fiktion. So kann der manchmal etwas langweilige Alltag mit geheimnisvollen Dingen aufgefüllt werden. – Christian Huberts, Autor, Kultur- und Medienwissenschaftler
Noch etwas interaktiver wird es bei den Spielen der Firma Thadeus Roth. „Suddenlife Gaming“ nennen sie ihre Variante von Alternate Reality Games. Über Alltagsmedien wird das Spiel oft auf überraschende Weise zu einem Teil des Lebens der Mitspieler. Diese müssen Rätsel lösen und können durch ihre Aktionen Einfluss auf den Verlauf der Erzählung nehmen.
Aber was macht eigentlich den besonderen Reiz an einem Alternate Reality Game aus? Und woher kommen diese Spiele eigentlich? Darüber hat der Kultur- und Medienwissenschaftler Christan Huberts mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler gesprochen.