Über Paris‘ Laufstege
Eva Gödels Erfolgsgeschichte beginnt Anfang der Nullerjahre, als sie für ihr Studium in Kommunikationsdesign eine fiktive Modelagentur gründet. Sie baut eine Webseite und entwirft ein Konzept. Im Fokus stehen dabei junge Männer, die vom klassischen Männerbild abweichen: Schlaksige Körper statt Sixpack, androgyn, Antihelden. Sie spricht Männer auf der Straße an, die in ihr Konzept passen, und nur wenige Wochen später reist sie mit ihren Models nach Paris, um sie dort über die Laufstege zu schicken.
Porös verletzlich statt aufgepumpt
Damals war der Antiheld uncool. Die männlichen Models auf den Laufstegen waren muskulöse Surfertypen, die in der Mehrheit Barbie’s Ken ähnelten. Für Eva Gödel uninteressant. Sie hat das Männerbild komplett umgekrempelt. Wer ins Fitnessstudio geht und sich stolz einen Sixpack züchtet, wird damit nicht in Gödels Agentur landen. Sie schickt den Antiheld auf die Laufstege. Die Shows von dem Modeunternehmen Balenciaga werden ausschließlich von ihren Models bespielt und auch in der Kunstszene werden sie gebucht.
In Eva Gödels Agentur TOMORROW IS ANOTHER DAY, die sie seit neun Jahren betreibt, hat sie etwa 250 Jungs, wenige ältere Männer und seit Neustem auch ein paar Mädchen und Frauen, wie Eliza Douglas, die für Balenciaga immer am Anfang und am Ende läuft, unter Vertrag.
Das ist eine wahnsinnige Erfolgs- und eine total interessante „behind-the-scenes“-Geschichte: Wie kommt das eigentlich, was für Typen jetzt so angesagt sind? Wir haben im Oktober ja immer so einen Modeschwerpunkt und für uns war das eine schöne Crossover-Geschichte. – Elke Buhr, Chefredakteurin des Monopol Magazins.
Zeitgeist Cross-Gender
Auch Claus Richter, ein Künstler aus Köln, bekommt seinen Platz im Magazin. Er imaginiert, wie er als Agentin durch die Gegend läuft.
Detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüwing spricht mit Elke Buhr über Eva Gödels Wirken in der Modeindustrie und im Alltag.