Eine Welt ohne Google Maps
Wenn man heute einen Ort nicht kennt, hilft eine kurze Suche bei Google. Zur Zeit der Seefahrer und Entdecker musste man sich jedoch anders behelfen. Naheliegendste Lösung: Einen Ort, den man nicht kennt, erfindet man einfach.
Nicht nur Entdeckerlust und Erkenntnisdrang motivierte die Menschen, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Auch lockten seltene Bodenschätze, exotische Waren und Gewinne für bereitgestellte Informationen. Dass dabei die Fantasie gelegentlich etwas ausuferte, das zeigt eine neue Sammlung dieser erfundenen Landkarten und Skizzen.
Geografische Mythen
Der Brite Edward Brooke-Hitching ist ein preisgekrönter Dokumentarfilmer und Kartenliebhaber. Seine Sammlung geografischer Irrtümer ist jetzt auf Deutsch bei dtv erschienen. Der „Atlas der erfundenen Orte“ versammelt mit viel Liebe zum Detail zahlreiche Landkarten, Skizzen und Begleittexte. Das Kartenmaterial zeigt: nicht nur Inseln, Berge, Flüsse und ganze Kontinente wurden erfunden, sondern auch ihre kuriosen Bewohner. Besonders erstaunlich ist dabei die „Liber Chronicarum“, eine illustrierte Weltgeschichte von 1493 aus Nürnberg. Dort ist die Rede vom sogenannten Schattenfüßler, einem Wesen, dass auf dem Rücken in der Sonne liegt und mit seinen großen Füßen Schatten spendet.
Inseln, wo keine sind
Auch der Mythos um Atlantis, der sagenumwobenen versunkenen Insel, ist Gegenstand vieler Landkarten in Brooke-Hitchings Sammlung. So behauptete noch 1917 eine Gruppe von Dänen, die vor dem Weltkrieg flüchtete, sie lebe im „Fürstentum Atlantis“ südwestlich von Florida. Auch über Kalifornien kursierten lange alternative Fakten. Bis 1745 galt der US-Bundesstaat als Insel im Pazifik. Dann bereitete der spanische König den Spekulationen ein Ende und Kalifornien gehörte wieder zum Festland.
Manche geografischen Unsicherheiten hielten sich jedoch wesentlich länger. Ob die Insel Bermeja im Golf von Mexiko tatsächlich existierte, darüber war man sich bis 2009 nicht einig. Erst eine Expedition zum angeblichen Standort der Insel konnte die letzten Zweifel beiseite räumen.
Joachim Dresdner hat sich auf eine Gedankenreise in die Welt der fiktiven Orte gewagt.
Redaktion: Lara-Lena Gödde