Transsibirische Eisenbahn: ein Jahrhundertprojekt
Als die Transsibirische Eisenbahn 1889 auf der Weltausstellung in Paris dem internationalen Publikum präsentiert wurde, war man doch eher skeptisch. Die Idee: auch die weit entfernten Ebenen Sibiriens mit den großen Städten Russlands im Westen zu verbinden. Das Projekt hatte mehrere Funktionen. Zum einen sollte die einheimische Wirtschaft angekurbelt werden und zum anderen galt es, die Großmachtprojekte des Zarenreiches in Fernost abzusichern.
Eine Strecke, drei Regime
Der Versuch, den Einfluss in China und Korea zu sichern, gelang auch durch die Transsibirische Eisenbahn nicht nachhaltig. 1905 unterlag Russland in einem kurzen Krieg der japanischen Armee. Stattdessen kam es nach 1917 zum Regimewechsel, als die Bolschewisten die Macht in Russland übernahmen. Während der Herrschaft Stalins wurde die Eisenbahnstrecke auch zum Transport Gefangener nach Sibirien genutzt. Seit dem Ende der Sowjetunion wurde vor allem der Tourismus in den Mittelpunkt gerückt. Damit hat das bis heute längste Streckennetz der Welt drei politische Regime miterlebt und mitgeprägt.
Auch heute noch kommen Reisende aus aller Welt nach Russland, um die mehrtägige Fahrt zwischen Moskau und Ostasien auf sich zu nehmen. Die Strecke führt entlang des Baikalsees und anderer beeindruckender Landschaften. Für viele Russen ist der Zug jedoch alles andere als romantisch: er ist vor allem ein alltägliches Fortbewegungsmittel ganz ohne Luxus.
In der aktuellen Folge von AutoMobil reisen wir historisch und geografisch entlang der Transsibirischen Eisenbahn. Außerdem gibt es Auszüge aus den Reiseerzählungen des deutschen Schriftstellers Eugen Zabel, der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die lange Reise von West nach Ost auf sich genommen hat.