Rock oder Pop, Elektro oder Schlager? Warum wir eine bestimmte Musikrichtung mehr mögen als die andere, können einige sicher oft selbst nicht sagen.
Unser Musikgeschmack verändert sich mit der Zeit, um psychologische und soziale Bedürfnisse zu stillen, sagen britische Wissenschaftler von der Universität Cambridge. Die Explosion des Musikkonsums im vergangenen Jahrhundert habe dazu geführt, dass wir unsere Persönlichkeit immer mehr über unseren Musikgeschmack definieren.
Veröffentlicht worden ist die Studie im Journal of Personality and Social Psychology.
Musikgeschmack von 250.000 Menschen ausgewertet
Die Wissenschaftler sagen, der Musikgeschmack von der Pubertät bis zum Erwachsenenalter sei damit zum ersten Mal untersucht worden. Die Forscher haben dafür die Angaben von 250.000 Menschen ausgewertet, die sie jeweils zehn Jahre lang begleitet haben.
Anhand ihrer Ergebnisse haben die Forscher ein Modell entwickelt, dass den Musikgeschmack in fünf Lebensphasen einteilt: intense, contemporary, mellow, sophisticated, unpretentious.
Das MUSIC-Model in Kurzform
1. intense: In der Pubertät müssen wir laut den britischen Forschern unsere Identität finden und rebellieren. In dieser Lebensphase hören wir demnach häufig Metal und Punk.
2. contemporary: In dieser Phase genießen wir unser Erwachsenendasein. Wir hören oftmals elektronische Musik und R&B.
3. mellow: Im Erwachsenenalter gründen wir, so die Forscher, oft eine Familie und bekommen Kinder. Zu diesem Zeitpunkt wollen wir romantische, emotionale und tanzbare Musik hören.
4. sophisticated: In dieser Phase hören wir häufiger anspruchsvolle Musik: Jazz und Klassik, aber auch Country, Folk und Blues sind vermehrt in unserer Playlist zu finden. Damit wollen wir unseren sozialen Status, Intellekt und Wohlstand zeigen.
5. unpretentious: Im Alter benötigen wir gemäß der Forscher die Anerkennung nicht mehr so sehr. Wir lassen uns eher „gehen“. Laut der Studie hören wir vermehrt Country, Volksmusik und Schlager.
detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt hat sich über die britischen Studienergebnisse mit Marcus Kleiner unterhalten. Er ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Hochschule der populäre Künste in Berlin und hat seine Zweifel, ob Musikgeschmack in solche Kategorien gefasst werden kann.