Dercon und der Berliner Theaterstreit
Den ganzen April hindurch hat die deutsche Theaterszene eine Personalie in Aufruhr versetzt: Die Intendanz der Berliner Volksbühne. Die wird zum Sommer 2017 neu besetzt – obwohl Frank Castorf als Intendant bleiben wollen würde.
Es gibt ein großes Interesse in Berlin daran, dass ich aufhöre. – Frank Castorf
Der Berliner Kultur-Staatssekretär Tim Renner bringt den Museumsdirektor Chris Dercon als Castorfs Nachfolger ins Spiel. Daraufhin hatte sich Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles eingemischt, schoß gegen die Neubesetzung Dercon und gegen Renner – und der konterte.
Aus München schaltet sich dann auch der künftige Intendant der Kammerspiele, Matthias Lilienthal, zur neuen Volksbühnen-Personalie ein: Er finde Dercon „als Person total lustig“ und die „Durchmischung von bildender Kunstwelt und Theaterwelt ein super Projekt“.
Weiter geht’s: Kulturstaatsministerin Monika Grütters äußert sich; ein zweiter offener Brief wendet sich gegen Renners Pläne. Die Volksbühne werde abgewickelt. Schon wird von einem „Paradigmenwechsel“ und dem Ende des deutschen Ensemblebetriebs gesprochen.
Die Volksbühne als „digitale Bühne“?
Am 24. April 2015 versucht Chris Dercon, die Gemüter zu beruhigen. Der Direktor der Tate Modern ist inzwischen offiziell zum Nachfolger Castorfs gekürt und verspricht seinen Kritikern, den Ensemblebetrieb zu erhalten. Er kündigt außerdem eine „digitale Bühne“ im Internet, ein „Globaltheater des 21. Jahrhunderts“ und eine „Bühne für die Zukunft der Künste“ an.
Was diese Neuerungen für das deutsche Sprechtheater bedeuten und warum die Neubesetzung für einen Theaterstreit gesorgt hat, darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit dem Kritiker Nikolaus Merck von nachtkritik.de.
Redaktion: Theresa Eisele