Comfort Binge – einfach nochmal schauen
Theoretisch könnten Netflix-Abonnenten jeden Tag eine neue Serie oder einen neuen Film schauen. Doch das tun nicht alle. Selbst auf Netflix wählen Film- und Serienfans häufig das, was sie schon kennen. „Comfort Binge“ nennt sich dieses wiederholte „Seriensuchten“. Es beschreibt das Gefühl, sich von einer Serie mit bekanntem Inhalt berieseln zu lassen.
Der Begriff stammt von Alexis Nedd. Die US-amerikanische Journalistin erklärt sich das Phänomen damit, dass man mit wenig Aufwand maximale Unterhaltung bekommen könne. Der Begriff „Binge“ leitet sich dabei vom Binge-Eating ab, der Essstörung, die mit Fress-Attacken einhergeht. Nur geht es hier nicht ums Essen, sondern um das pausenlose Seriengucken. Die US-Sitcom „Friends“ ist ein klassisches Beispiel dafür.
Bei ‚Friends‘ habe ich das Gefühl, ich verbringe Zeit mit Freunden. – Dorothea Wagner, Journalistin und Serienjunkie
Zu viel Auswahl bei Netflix
Monatlich erscheinen über hundert neue Serien und Filme bei Netflix. Die Qual der Wahl verleitet Serienfans allerdings dazu, zum Altbekannten zu greifen. Das zeigt die Wissenschaft. Der Psychologe Barry Schwartz erklärt in einem Ted Talk, dass eine zu große Auswahl einen Menschen unglücklich machen kann. Der Schlüssel zum Glück sei dagegen eine geringe Erwartungshaltung. Und genau dafür sorgt das Comfort Binge. Erwartungen werden beim Schauen nicht enttäuscht, weil genau bekannt ist, was kommen wird.
Welche weiteren Argumente für diese Art des Serienkonsums sprechen, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle mit Dorothea Wagner gesprochen. Sie ist Journalistin und hat einen Artikel über „Comfort Binge“ im SZ- Magazin veröffentlicht.
Redaktion: Sarah Mahlberg