Ein paar Schreibtische, Bürostühle, flache, aber alte Bildschirme und eine Kaffeemaschine. An einem der Schreibtische sitzen sich zwei Männer gegenüber. Einer ganz locker, der andere ganz krumm über einen Zettel gebeugt. Seine Nasenspitze berührt fast das Papier. „Sie waren 14 Jahre in Deutschland …“, sagt der krumme Mann. Der andere lächelt. „… und jetzt wollen sie wieder weg?“, fragt er zweifelnd, fast erschrocken.
Diese ersten Bilder stammen aus der Comic-Reportage „Uncharted Waters“, in der es um einen indonesischen Studenten und die deutsche Bürokratie geht. Veröffentlicht wurde sie zusammen mit elf anderen Reportagen vom deutschen Comicverein. Gemeinsam bilden sie das „Alphabet des Ankommens“. Alle Reportagen beschäftigen sich mit Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.
Der Comic als journalistisches Mittel
In anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA oder Frankreich, sind solche Comic-Reportagen durchaus verbreitet. In Deutschland ist es allerdings bis jetzt wenig üblich, Journalismus und Comickultur zu verbinden. Dabei hat das Format eigentlich großes Potenzial.
Die Reportagen aus „Alphabet des Ankommens“ betrachten die Welten der Migranten aus verschiedenen Perspektiven und zeichnen dabei unterschiedliche Bilder. Manche bunt, andere eher grau. Traurige und lustige Geschichten. Menschen, die scheitern oder gewinnen, lachen oder weinen.
Man hat eine sehr interessante Auseinandersetzung mit den Themen Subjektivität und Objektivität, was momentan im Journalismus eine wichtige Debatte ist. – Lilian Pithan, journalistische Leiterin des Projekts „Alphabet des Ankommens“
Der deutsche Comicverein hat auch deshalb in Hamburg einen einwöchigen Workshop veranstaltet, um das Format in Deutschland zu etablieren.
Die Disziplin existiert hier gar nicht richtig, wir als Comicverein wollen das ändern. – Lilian Pithan
Je zwölf Journalisten und Comiczeichner aus insgesamt zehn Nationen haben sich bei dem Projekt zusammengetan, um die Reportagen rund um das Thema Migration zu gestalten. Lilian Pithan hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes erklärt, was den Comic als journalistisches Mittel auszeichnet.
Redaktion: Robin Hatting