Johannes Böhme
Was haben die eigenen Großeltern während des Nationalsozialismus gemacht? Diese Frage stellen sich wohl viele. Johannes Böhme ist ihr nachgegangen.
Der Journalist ist 32 Jahre jung und kommt aus der Nähe von Hamburg. Er hat in den Niederlanden und den USA Politik und Philosophie studiert. Anschließend hat er eine journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule gemacht. Seitdem schreibt er für Brand eins, die Zeit, das Süddeutsche Zeitung Magazin und Geo.
In den vergangenen Jahren hat er dann angefangen, in der eigenen Familiengeschichte zu recherchieren. So ist sein erstes Buch entstanden: „Das Unglück schreitet schnell„.
Der ganze Prozess hat mich etwas nachdenklicher gemacht. Ich habe noch nie so viel über den Tod nachgedacht wie in der Arbeit zu diesem Buch. Weil das einfach in jedem dieser Briefe mitschwingt, es schwingt in jeder Beziehung zu der Zeit mit. Es war irgendwie ein Nachdenken über die Vergänglichkeit. – Johannes Böhme
Ein Stück Familiengeschichte
In seinem Debütroman rekonstruiert Johannes Böhme die Vergangenheit seiner Großmutter. Sie war ihm zu Lebzeiten immer etwas fremd geblieben. Nach ihrem Tod ist er auf Spurensuche gegangen und hat einen Blick in die zurückgebliebene Feldpost gewagt.
Man lernt dann natürlich, dass die eigene Großmutter auch mal ein junger Mensch war, mit allem, was dazugehört. Mit Leidenschaften und mit einem noch nicht ganz so ausgeformten Ich, was dann natürlich in den entscheidenden Jahren erstarrt und zu der Figur wird, die man dann hinterher kennenlernt. – Johannes Böhme
Darunter waren hunderte Nachrichten von Herman, ihrem Mann und Soldaten der Wehrmacht an der Ostfront. Die Briefe zeichnen den tragischen Alltag während des Zweiten Weltkriegs nach. Diesen Alltag versucht er in „Das Unglück schreitet schnell“ nachzuzeichnen: mit einer Mischung aus Kriegstagebuch, Poesie und Zitaten der Protagonisten.
Im Studiogespräch spricht detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Johannes Böhme über die Recherche und die Beziehung zu seinen Vorfahren.
Redaktion: Jonathan Deupmann