Wir begleiten die Berlinale mit einem täglichen Podcast. Welche Filme begeistern das Publikum? Welche politischen Debatten werden aufgeworfen? Wer gewinnt den Goldenen Bären? detektor.fm-Reporter Christian Eichler und seine Kollegen setzen sich jeden Abend im Pressezentrum zusammen und sprechen über das, was sie am Tag erlebt haben.
Zwischen politisch und handlungsgetrieben
In Christian Petzolds „Transit“, dem ersten deutschen Wettbewerbsfilm, wird Anna Seghers‘ im Jahre 1941 geschriebener Flüchtlingsroman „Transit“ in die heutige Zeit verfrachtet – ein anerkennenswertes Risiko, was sich in großen Teilen auszahlt. Georg (Franz Rogowski), ein Verfolgter, entkommt nach Marseille und muss dort eine andere Identität annehmen, um eine Einreisegenehmigung zu bekommen. Dann begegnet ihm die geheimnisvolle Marie (Paula Beer).
Ein klassischer Rachethriller vor historischer Kulisse: „Black 47“ von Lance Daly spielt im Irland von 1847, zur Zeit von verheerender Armut und Hungersnot. Deserteur Martin Feeney (James Frecheville) kehrt nach Irland zurück und findet nur noch den Scherbenhaufen seines früheren Lebens vor. Die nicht enden wollende Ausbeutung der Bürger durch die Oberschicht und die daraus entstehende Gewalt und Entmenschlichung treiben ihn zu einem blutigen Rachefeldzug gegen die englischen Kolonialisten. Der zwielichtige Inspektor Hannah (Hugo Weaving) wird angeheuert, um Feeney aufzuhalten. Die historische Dimension fällt dabei dem soliden, aber doch arg gewöhnlichen Racheplot zum Opfer.
Qualitativ noch Luft nach oben
Benoit Jacquots Moralstück „Eva“ wartet mit einer faszinierenden Prämisse auf, verliert sich dann aber leider in seiner Handlung: Bertrand (Gaspard Ulliel) fällt das Manuskript eines toten Schriftstellers in die Hände. Er nutzt die Gunst der Stunde, veröffentlicht das Stück unter eigenem Namen und wird als Riesenerfolg gefeiert. Doch dann warten alle auf ein Nachfolgewerk. Die undurchsichtige Prostituierte Eva (Isabelle Huppert) soll als Inspirationsquelle dienen, verfolgt allerdings eigene Absichten.
Am Ende des Tages gab es mit „Damsel“ von Nathan und David Zellner die erste handfeste Enttäuschung. Der Western-Klamauk, in dem sich der leicht dusselige Samuel Alabaster (Robert Pattinson) auf eine waghalsige Expedition in die Wildnis begibt, um seine Verlobte Penelope (Mia Wasikowska) aus den Händen eines gemeinen Kidnappers zu retten, bleibt auf unterhaltender wie subtextueller Ebene hinter den Erwartungen zurück.
Aus Berlin berichten detektor.fm-Moderator Christian Eichler und Malte Springer vom Leipziger Programmkino Schaubühne Lindenfels.