Der Wolf zwischen Wappentier und Kinderschreck
Die einen gründen Unterstützerkreise, die anderen fordern die Abschussfreigabe: Wenn es um den Wolf geht, werden starke Gefühle wach. Und spätestens seit Schäfer immer wieder tote Tiere auf ihren Weiden finden, sind die Graupelze zum Politikum geworden.
Der Umweltausschuss des Bundestages diskutiert gerade mehrere Anträge zum Umgang mit dem Wolf. Die Tiere sollen nicht wieder ausgerottet werden, da sind sich alle einig. Doch wenn es um notwendige Schutzmaßnahmen geht, wird es schnell hitzig. Nicht zuletzt auch, weil vielen das freie Herumstreifen der wilden Rudel nicht so recht behagt.
Der Mythos im Faktencheck
Schaut man sich die Faktenlage an, ist die öffentliche Erregung kaum nachvollziehbar. Zwar bedeuten Wolfsrisse für die Züchter tatsächlich große wirtschaftliche Schäden. Die Zahl der Betroffenen erklärt das Ausmaß der Debatte jedoch nicht. Tatsächlich gibt es in Deutschland nur einige hundert Wölfe.
Das wirkt viel stärker, als man sich das eingestehen möchte, weil so ein Mythos wie von Rotkäppchen als Märchen immer noch stark präsent ist. – Henning Siekmann, Kulturwissenschaftler
Deshalb lohnt sich ein Blick in die Kulturgeschichte des Wolfes: Als Topos in Sagen und Legenden haben die Tiere einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis. Geflügelte Worte wie das vom „Wolf im Schafspelz“ reichen, um es zu aktivieren: Was macht es mit der Debatte, wenn sich Zoologie und Mythologie vermischen?
detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz hat mit dem Kulturwissenschaftler Henning Siekmann über Wolfsbilder und die Macht der Assoziation gesprochen.
Redaktion: Johannes Schmidt