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Von Sprayern hat wohl jeder schon einmal gehört und auch das Thema 3D begegnet uns immer wieder. Sei es im Kino bei den neuesten Hollywoodfilmen oder in skurrilen Nachrichten, in denen sich Menschen ihre eigenen Schusswaffen ausdrucken.
Sprayen kann mehr
Aber 3D und Sprayen zusammen? 3D-Spraying oder 3D-Sprühen – das scheint erst einmal absurd, dabei ist es eine Praxis, die in der Industrie immer mehr Anklang findet. Christian Bollert hat sich mit diesem Thema genauer beschäftigt. Im Rahmen dessen erzählt Henk Jonkers von einer verblüffenden Idee, wie sich Beton dadurch widerstandsfähiger machen lässt.
Stone Spray Project from Stone Spray on Vimeo.
+++ Der Beitrag zum Nachlesen +++
So verrückt die Idee des 3D-Sprühens im ersten Moment klingt, so einleuchtend erscheint sie beim zweiten Hinhören. Henk Jonkers zum Beispiel forscht mit Kollegen in Delft daran, wie man Beton widerstandsfähiger machen kann. Die Lösung des studierten Meeresbiologen klingt verblüffend und faszinierend zu gleich. Er sprüht Bakterien auf den Beton und diese produzieren Kalkstein:
„Was wir in Delft in Verbindung mit Beton machen, wir haben ein Beton-Imprägnier-Sprüh-System entwickelt. Das enthält Bakterien, die Kalkstein produzieren. Die Bakterien können dreidimensionale Strukturen erstellen.“
Jonkers hofft, dass damit Beton länger haltbar wird und leichter reparierbar ist. Ursprünglich haben er und seine Kollegen Beton entwickelt, der sich selbst heilt. Die Idee: im Beton sind die Bakterien, die Kalkstein produzieren, bereits enthalten. Die Bakterien schlafen allerdings, weil sie keine Nährstoffe haben. Wenn der Beton dann kaputt geht, entstehen Risse und Wasser dringt ein. Dadurch erwachen die Bakterien und reparieren den Beton. Nachdem sie diese Idee auf den Markt gebracht haben, kamen viele Firmen auf Jonkers zu:
„Wir haben viele Nachrichten von Unternehmen erhalten, die uns gefragt haben, ob man damit auch bestehende Fahrbahnen oder Flächen reparieren kann, die kaputt gegangen sind. Deshalb haben wir das Imprägniersystem entwickelt, was durch Sprühen angewendet wird.“
Konkrete Anwendungen gibt es bisher nur sehr wenige, aber Beobachter sind sich sicher, das Potential ist überhaupt noch nicht erkannt. Auch der Bayer-Konzern beispielsweise testet 3D-Sprüh-Verfahren in seiner Forschungsabteilung.
Im Internet hat vor einem Jahr ein Video einer anderen 3D-Spray-Idee Furore gemacht. Darin ist ein Strand zu sehen und eine Maschine produziert durch Sprayen eine beeindruckende Figur aus Sand. Das sogenannte „Stone Spray“ ist ein robotergesteuertes 3D-Sprüh-Verfahren, welches drei Studenten des Institute for Advanced Architecture in Barcelona entwickelt haben. Für Henk Jonkers von der Technischen Universität in Delft bietet die Idee des 3D-Sprühens viele Vorteile:
„Der große Vorteil ist, dass man mit wenigen Ressourcen viel effektiver sein kann. Mit dem 3D-Sprühen kann man viel genauer und exakter arbeiten. Damit benötigt man auch weniger Rohmaterialien. Das spart Geld und ist außerdem umweltfreundlicher.“
Es scheint so, als ob die für uns manchmal merkwürdigen 3D-Drucker bald Gesellschaft vom 3D-Sprühen bekommen und wir in den nächsten Jahren noch mehr Anwendungen erleben werden, wo dreidimensional gesprüht wird.