+++ Die Hörproben zum Deutschen Buchpreis 2017 sind leider nicht mehr verfügbar. Weiter geht es ab dem 14. August 2018 mit neuen Folgen auf detektor.fm. +++
Deutscher Buchpreis
Wer sind die 20 Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2017? Wir stellen täglich einen Roman vor.
Die Autorin: Monika Helfer
Die Österreicherin Monika Helfer ist 1947 in Au im Bregenzerwald geboren. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zum Beispiel den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur 1997 und 2012 den Johann-Beer-Literaturpreis. Mit ihrem Roman „Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“ ist sie 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Helfer lebt als Schriftstellerin in Hohenems in Vorarlberg.
Das Buch: „Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“
Manche Leben erscheinen nicht lebenswürdig. Eine Welt voller enttäuschter Hofnungen, geplatzter Träume und Bitterkeit. Dennoch leben manche Menschen so.
Dies ist die Geschichte von Vev, einem Scheidungskind. Die Familie hat sich aufgespalten und ist gewachsen, da neue Stiefgeschwister und Lebenspartner ihrer Eltern auftauchen. Mutter Sonja nimmt Drogen und trauert ihrem Ex Milan hinterher, trotz ihres neuen Liebhabers, dem Dude.
Vevs Vater, Milan, ist jetzt mit Natalie zusammen, die zwei Töchter in die Beziehung bringt. Auch wenn sich die Figuren dieser Geschichte gegenseitig verabscheuen, sind sie aufeinander angewiesen und müssen ihr Leben teilen. Jedoch beherrschen die Kinder das deprimierende Spiel besonders schnell. Schneller als die Erwachsenen.
Es sind somit alltägliche Verhältnisse, die Monika Helfer beschreibt. Sie geht nahe heran an die Menschen, die darin leben, die mit sich und den anderen zurechtzukommen versuchen. Ihr Blick ist entlarvend, aber auch voller Empathie und immer im Dienst der Aufrichtigkeit. Und was aus größerer Entfernung wie eine Familie aussieht, ist bei näherer Betrachtung ein kompliziertes System von Eigeninteressen.
Die Beobachtungen dieses Systems sind schonungslos, bedrückend – und realistisch. Da die Autorin eine Bewertung der Situation vermeidet, bleibt diese Aufgabe den Lesern überlassen. Denn die Figuren scheinen einem Hilferuf ohne Hoffnung auf Gehör auszusenden, der die Lektüre nicht einfach macht. Dafür bleibt die genaue Beobachtung der Autorin in Erinnerung und zeichnet dieses Werk aus.