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Deutscher Buchpreis
Wer sind die Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2020? Wir stellen jeden Tag einen Roman vor. Heute: „Streulicht“ von Deniz Ohde.
Die Autorin: Deniz Ohde
1988 wurde Deniz Ohde in Frankfurt am Main geboren. Einige Jahre später hat sie Germanistik in Leipzig studiert, wo sie auch heute lebt. 2016 war sie außerdem Finalistin des 24. open mike und des 10. poet-bewegt-Literaturwettbewerbs, sowie 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. Letztes Jahr stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis. „Streulicht“ ist ihr erster Roman.
Das Buch: Streulicht
Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts. Eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten. Bis nicht nur der Hausrat, sondern auch die verdrängten Erinnerungen hervorquollen.
An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, bis sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.
Wahrhaftig und einfühlsam erkundet Deniz Ohde in ihrem Debütroman die feinen Unterschiede in unserer Gesellschaft. Satz für Satz spürt sie den Sollbruchstellen im Leben der Erzählerin nach, den Zuschreibungen und Erwartungen an sie als Arbeiterkind, der Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit, der verinnerlichten Abwertung und dem Versuch, sich davon zu befreien.
Gelesen wird „Streulicht“ von Irene Baumann.
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