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Deutscher Buchpreis
Wer sind die Nominierten für den deutschen Buchpreis 2020? Wir stellen jeden Tag einen Roman vor. Heute: „Inniger Schiffbruch“ von Frank Witzel.
Der Autor: Frank Witzel
Frank Witzel hat seinen ersten Lyrikband 1978 veröffentlicht und seitdem mehr als ein Dutzend Bücher geschrieben. Unter anderem die Romane „Bluemoon Baby“, „Vondenloh“ und „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“, für den er den Deutschen Buchpreis 2015 erhalten hat. Für seinen Roman „Direkt danach und kurz davor“ war er für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017 nominiert. Im selben Jahr bekam er die Poetikdozentur an der Universität Heidelberg und 2018 auch noch an der Universität Tübingen.
2017–2018 war er Inhaber der Friederichs-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, wo er heute lebt.
Das Buch: Inniger Schiffbruch
Die Beschäftigung mit dem Nachlass seines verstorbenen Vaters ruft im Erzähler von Frank Witzels autobiografischem Roman Erinnerungen an eine Kindheit wach, in der das Fernsehen den Vorabend erfindet. Eine Kindheit voller Disziplinierungsmaßnahmen wie Hausarrest, Tonband- und Fernsehverbot. In der die Eltern ihrem Kind unwissentlich den Schrecken der einst selbst erlittenen Trennung als unentwegte Drohung weitergeben. Eine Kindheit, in der ein Sonntag klar strukturiert, die Kittelschürze für die Hausfrau unabdingbar und die von Erwachsenen erdachte Mondfahrt Peterchens ein Horrorszenario ist, wie das der Mainzer Fastnacht.
Wie sehr sich das individuell Erlebte und das kollektiv Erfahrene gegenseitig durchdringen, zeigt sich, wenn Witzel gerade nicht die inszenierten Bilder aus dem Familienalbum „Unser Kind“, sondern vielmehr die ausgesonderten Aufnahmen mit der Frage zur Hand nimmt, ob nicht sie es sind, die Auskunft darüber geben können, wie etwas wirklich gewesen ist. Im unentwegten Zweifel am Wahrheitsgehalt der eigenen Erinnerungen zeigt sich Frank Witzel einmal mehr als ein so nahbarer, wie begnadeter Erzähler, dem es gelingt, über das Persönliche die Verfasstheit einer Nachkriegsgesellschaft in der neuen BRD zu erfassen.
Gelesen wird „Inniger Schiffbruch“ von Malte Pätz.
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