Deutscher Buchpreis
Wer sind die Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2023? Wir stellen jeden Roman einzeln vor: „Doppler“ von Thomas Oláh.
Der Autor: Thomas Oláh
Thomas Oláh wurde 1966 in Wien geboren, wo er, neben Berlin, noch immer lebt und als Kostümdesigner für Kino und TV arbeitet. Zu seinen bekanntesten Projekten als Kostümdesigner zählen etwa die Zusammenarbeit mit Leander Haußmann an „Kabale und Liebe“, mit Oskar Roehler an „Jud Süß“, mit Detlev Buck an „Die Vermessung der Welt“, mit Shirin Neshat an „Women without Men“ (Silberner Löwe in Venedig) und mit Brad Anderson an „Stonehearst Asylum“. 2013 erhielt er für das Kostümbild zum Film „Die Vermessung der Welt“ den Österreichischen Filmpreis. Er wurde zudem für seine Arbeit mehrmals für den Deutschen Filmpreis nominiert. Thomas Oláh arbeitet zudem als Kulturhistoriker mit den Schwerpunkten Modetheorie und Geschichte des Körpers. Zuletzt erschien „Wozu mich das Glück noch brauchen wird? Leben und Sterben des Herrn Winckelmann in sechs Monologen“ (2017).
Das Buch: „Doppler“
Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Junge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt – wiewohl das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durchaus schaurige Züge aufweisen.
Für die Großeltern, nächtens in Sarkophage ohne Deckel gebettet, scheint es die normalste Sache der Welt, das Herz eines Schweines zu verspeisen, das eben noch fröhlich vor sich hin quiekte. Dazu trinken sie Wein mit einer Andacht, die sehr an den Pfarrer und sein sonntägliches Ritual erinnert. Überhaupt steht das Katholische in innigster Verbindung mit dem Alkoholischen. Und dem Diabolischen: Die beiden Cousins, zwei Flaschen, wie sie im Buche stehen, lassen keine Gelegenheit zur Grausamkeit an Mitmensch und -tier aus. Die Flaschen wiederum, die auf den Tisch kommen, sind von monströser Größe: zweilitrig, Doppler genannt, geradezu emblematisch für diesen Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist wie vorher …
„Doppler“ wird gelesen von Lars Feyen. Das Audio wurde produziert von Florian Drechsler.
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