In dieser Ausgabe der DOK Diaries werden folgende Filme besprochen:
Talking Money
Hautnah und mit viel Ruhe beobachtet Regisseur Sebastian Winkels Menschen aus aller Herren Länder beim Bankbesuch. Ein simples wie hochspannendes Konzept, denn im Gespräch mit dem Finanzberater, bei der Kreditaufnahme oder beim Offenlegen von Schulden ist niemand wirklich er selbst. Mit filmischem Gespür, trockenem Humor, aber durchaus auch einigen dramaturgischen Längen offenbart Talking Money, dass Finanzen ein durchaus intimes Thema sind.
In erster Linie
Im Vorfilm „In erster Linie“ bastelt Regisseurin Veronika Schumann aus Sprachfetzen von Nachrichtensprechern und Politikern eine herrlich – und absichtlich – inhaltsbefreite Reportage. Eine hochzynische Ode an die hohle Phrasendrescherei in Fernsehen und Politik.
A Free Man
Der junge Protagonist von Andreas Hartmanns „A Free Man“, Kei, wirkt wie ein fleischgewordener Charakter aus den Werken Haruki Murakamis: Nach unerfolgreichen Abstechern in Uni und Militär führt der junge Japaner ein selbstgewähltes Landstreicherdasein. Er liebt Freiheit, Natur, und klassische Musik; vor allem aber ist er auf der Suche nach Sinn und Halt außerhalb gängiger gesellschaftlicher Parameter. Doch sowohl Kei als auch der Film geben sich am Ende mit unbefriedigenden Kompromissen zufrieden.
Martin Cries
Dass man Kunst überall finden kann, wenn man genau genug hinschaut, beweist „Martin Cries“ vom jungen Franzosen Jonathan Vinel – die Bilder des Films entspringen komplett dem Computerspiel „GTA V“. Die Geschichte jedoch nimmt keinen direkten Bezug auf das Spiel, stattdessen sucht Protagonist Martin beinahe im Film-Noir-Stil nach seinen verschwundenen Freunden. Die unglaublich schönen Bildkompositionen und die technisch ausgereiften „Kamerafahrten“, die Vinel aus dem Computerspiel destilliert, sind bewundernswert und bleiben im Gedächtnis.
Call Me Tony
Klaudiusz Chrostowskis Dokumentarfilm folgt dem polnischen jungen Erwachsenen Konrad, dessen größte Vorbilder Al Pacino, Robert DeNiro und Silvester Stallone sind. Er selbst will so wie Arnold Schwarzenegger Bodybuilder und Schauspieler werden – und scheitert im Film glorreich an beiden Träumen. Call Me Tony ist gerade deshalb ein besonders einfühlsames Portrait geworden.
All I Imagine
Leonor Noivo zeigt eine Liebesgeschichte, die eigentlich nicht sein darf. In der Nähe Lissabons bastelt André an Trap-Beats und der eigenen Rap-Karriere – und verliebt sich dabei in die blutjunge Emily. Dabei ist der Film so nah am Geschehen, dass er bisweilen wie ein Spielfilm wirkt.
Montags in Dresden
Janis Westphal berichtet vom erwartet angespannten Screening der PEGIDA-Doku „Montags in Dresden“ von Sabine Michel. In der zum Bersten gefüllten Osthalle des Hauptbahnhofs waren die Zuschauer vor allem von der imposanten Kulisse gefesselt. Auch der Film, in dem drei bekennende Montagsdemonstranten zu Wort kommen, liefert reichlich Material für eine lebhafte Diskussion. Kritik erntete die Regisseurin für den kritikbefreiten Umgang mit ihren Subjekten.
detektor.fm-Moderator Christian Eichler trifft sich während des DOK Leipzig jeden Morgen mit Malte Springer von der Schaubühne Lindenfels auf einen Kaffee. In dieser Folge ist außerdem Janis Westphal von der Filmarche Berlin zu Gast. In den „DOK Diaries“ besprechen sie die Filme, die sie auf dem DOK Leipzig gesehen haben. Wer mehr von Malte und Christian hören will, kann das in ihrem wöchentlichen Film-Podcast „Pengcast“.