Einhörner auf allen Produkten
Den durchschnittlichen Supermarktkunden erwarten heute bizarre Überraschungen. Denn in der Tiefkühltruhe gibt es als Nuggets oder Pizza-Belag gefrorenes Einhorn. Und nebenan bei den Wurstwaren wartet auch schon die Einhorn-Bratwurst.
Die ersten Journalisten (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) schreiben jedoch schon wieder von einem Ende des Hypes. Aktuell sind die Einhörner durch strategisches Marketing aus dem Supermarkt fast nicht wegzudenken. Das Einhorn ist längst in der Popkultur angekommen.
Irgendwann verläuft sich auch der Einhorn-Hype, aber das wird der Dauerkonjunktur des Einhorns keinen Abbruch tun. – Jochen Hörisch, Medienwissenschaftler
Erklärungen für Beliebtheit
Inzwischen beschäftigen sich auch Soziologen und Feuilletonisten mit den Einhörnern. Die FAZ etwa hat die Ursprünge der abendländischen Kulturgeschichte des Einhorns bis ins Alte Griechenland zurückverfolgt.
Sind politische und gesellschaftliche Ursachen Gründe für den Erfolg und die Beliebtheit von Einhörnern? Sind also Einhörner wie die Drachen bei „Game of Thrones“ ein Phänomen von Realitätsflucht?
Wechselhafte kulturelle Geschichte
Das Einhorn in seiner glitzernden, freundlichen Form ist nicht die ursprüngliche Erscheinung des sagenhaften Verwandten der Pferde. Mit dem Fruchtbarkeitssymbol zum Beispiel oder dem beinahe dämonenartigen asiatischen Qilin haben die Regenbogenpferde auf der Tiefkühlpizza nur noch wenig zu tun.
Das Einhorn ist so etwas wie eine perverse Christus-Inkarnation. – Jochen Hörisch
Jochen Hörisch ist Professor für Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Mannheim und hat bereits vor einigen Jahren ein Buch über Einhörner in der Menschheitsgeschichte geschrieben. Im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop verrät er, wie der aktuelle Hype zu bewerten ist und was für unterschiedliche Bedeutungen dem sagenhaften Tier zugeschrieben werden.
Redaktion: Lars Feyen