Feminist Sex Wars
Ende der 1970er Jahre: Freiheit und offen ausgelebte Sexualität gehört seit 1968 zum Verständnis einer ganzen Generation. Doch unter Feministinnen und Feministen gibt es Streit über das Thema Pornographie. Die Radikaleren unter ihnen, wie Catharine MacKinnon, rufen zum Kampf gegen Pornographie auf, die Frauen als Objekt der männlichen Begierde zeigt.
Auf der anderen Seite gibt es die Sex-Positive Bewegung, zu der auch Annie Sprinkle gehört. Sie wollen zeigen, dass Pornographie auch die Möglichkeit bietet, Sexualität und Geschlechter anders darzustellen.
Da gab es dann damals die erste Gegenbewegung von jüngeren Frauen, die das Recht von Frauen auf eigene pornographische Bilder eingeklagt hat. Damals ging ein Riss durch die Frauenbewegung. – Monika Treut, Filmemacherin und sex-positive Pionierin
Dabei lehnen sex-positive Feministinnen und Feministen die Kritik der Radikaleren nicht persé ab. Denn Rassismus, Sexismus und Gewalt in vielen Mainstream-Pornos kritisieren auch sie. Deswegen lauten die drei Grundsätze feministischer Pornographie: Konsens, Fairness und Vielfalt.
„Oh my“
Feministische Pornographie und ihre bunte Szene floriert seit Jahren. Insbesondere in Berlin sind Pornokünstler und Pornokünstlerinnen aktiv. Dort wird auch alle zwei Jahre der PorYes-Award verliehen. Es wird dabei der Begriff der Pornographie hinterfragt. Beispielsweise von der Künstlerin Stephanie Sarley in ihren Food-Porn-Videos auf Instagram. Oder vom feministischen Performancekollektiv Henrike Iglesias. Das baut in seiner Performance „Oh my“ ein feministisches Pornofilm-Set auf der Bühne auf. Sie drehen 13 Pornoclips, in denen sie nicht nur alternative Formen wie „Essay-Porn“ oder „Educational-Porn“ zeigen. Auch die eigenen Erfahrungen spielen eine wichtige Rolle.
Wie lassen wir eine Sexualisierung zu, wenn wir sie selber produzieren? Das ist für uns der ermächtigende Moment, dass wir selber bestimmen, auf welche Weise wir angeschaut werden. – Sophia Schroth vom Performancekollektiv „Henrike Iglesias“
detektor.fm-Redakteurin Nora Auerbach hat sich mit Feministinnen unterschiedlicher Generationen über feministische Pornographie unterhalten. Sie hat das Performancekollektiv Henrike Iglesias in Berlin besucht. Mit der Rechtswissenschaftlerin Anja Schmidt über die rechtliche Bewertung von Pornographie gesprochen. Und im Gespräch mit der Pionieren des Sex-Positivismus Monika Treut hat sie mehr über die Zeit in den 80er Jahren und ihre Arbeit als Filmemacherin von Filmen wie „Die Jungfrauenmaschine“ erfahren.
Redaktion: Nora Auerbach