+++ Im „Hörkunst Labor“ präsentiert die Freistunde an jedem letzten Sonntag im Monat studentische Arbeiten aus Instituten für Medienkunst +++
„Schizophrenia“ – ein experimentelles Feature von Florian Füger
Die kulturelle Lage der Kleinstadt Gera befindet sich in einem Tief. Junge Menschen mit Initiative haben die Stadt verlassen. Geblieben sind pseudo-kulturelle, kommerzorientierte Veranstalter und die Kunsttreibenden sind in einem Motivationsloch.
O-Ton Schnipsel und Electronica-Beats sind das Material dieses experimentellen Features, das einen traurigen und komischen Blick auf die Kulturszene der Stadt Gera wirft. Das Sample-Material für die Beats stammt übrigens aus den aktuellen Lieblingssongs der Protagonisten.
- Regie und Musik: Florian Füger
- Sprecher: Robert Schmidt, Nils Lauterbach, Mathias Kaden, Christian Petzoldt, Florian Füger
- Produktion: Eine Produktion des Experimentellen Radios 2011
Florian Füger über „Schizophrenia“:
schizophrenia war und ist die erste arbeit, die 2011 am experimentellen radio der bauhaus-uni weimar von mir realisiert wurde. danach hab ich nie wieder was gemacht, was den nerv getroffen hat. aber immer wenn nerven getroffen werden ist das garnicht so schön wie man sich das denkt. da hat man nämlich das gemacht was andere hören wollen dürfen. so war das. aber als erstes stück: ganz ok.
ich mach halt ganz gern musik. ich schreib halt ganz gern. und ich versuch auch ganz gern öffentlich was zu bewegen. das funktioniert aber in unserer heimatstadt nur bedingt. deswegen war es einfach einfach, fähigkeiten und grundlegende gedanken mit relativ persönlichen problemen zu kombinieren. es wurden freunde, bekannte und künstler zur ‚provinz’problematik interviewt. deren musikalischen ‚alltimefavourites‘ in samples zerlegt. ein bisschen blödsinn gequatscht (retrospektivisch zuviel). und alles montiert. simpel aber ehrlich mit ein bisschen zuviel pathos.
Das denkt die Redaktion:
Das Feature ist eine musikalisch-dokumentarische Annäherung an die Kulturdepression in Gera – ein Lied über resignierendes, aber gerade noch lebendiges Potential.
Die sich entwickelnden Beats transportieren Vielfalt und Antrieb der Kulturszene, während die Befragten von einer depressiven Stimmung erzählen. Es entsteht eine Disharmonie zwischen Impuls und Puls, die die „schizophrene“ Lage zwischen Misere und Vision gelungen widerspiegelt.
Sofia Flesch Baldin