Liebe, komm zurück zu mir
Kommen uns Kreditkarte, Schlüssel oder Handy abhanden, ist der Aufschrei groß und die (gefühlte) Konsequenz folgenreich. Liebe, Hoffnung oder Mut vermissen wir dagegen meist leise. Merken wir plötzlich, dass die Liebe auf der Strecke geblieben und schon zu viel Zeit verloren gegangen ist, so klappern wir wohl kaum sämtliche Fundbüros ab. Genauso wenig schalten wir eine offizielle Vermisstenanzeige.
Mit dem Kunstprojekt „Fundbüro2“ haben die Geschichten-Sammler Andrea Keller und Patrick Bolle genau dafür eine Möglichkeit geschaffen. Einmal im Monat öffnet das „Fundbüro2“ im ehemaligen Tickethäuschen auf dem Werdmühleplatz in Zürich seine Pforten.
Der Wert der Nicht-Dinge
Zwischen Shopping-Malls und Flagship-Stores liegt eine Anlaufstelle, die sich ausschließlich den Dingen zuwendet, die mit keinem Geld der Welt bezahlbar sind. Damit regt das Fundbüro2 zu Fragen an. Wo liegen die Werte des Lebens? Wann machen wir uns Gedanken über die wichtigen Dinge? Was ist uns abhandengekommen?
Eine Frau hat beispielsweise gemeldet, dass sie das Feuer in ihren Venen verloren hat, also diese Leidenschaft für etwas. – Andrea Keller, Initiatorin des Kunstprojektes
Beamte des Vertrauens im Fundbüro2
Mitarbeiter – auch „Beamte“ genannt – nehmen die immateriellen Verluste und Fundstücke vertrauensvoll entgegen. Diese Beamten sind keineswegs von der Stadt Zürich gestellt. Stattdessen übernehmen unter anderem die Schriftstellerin Tanja Kummer oder der Theater- und Filmregisseur Samuel Schwarz die Verantwortung für die Verwaltung der Nicht-Dinge.
Sie hören zu, wenn Menschen ihre Geschichten erzählen. Ein 60-Jähriger beklagte zum Beispiel, dass er seinen Stolz verloren habe. Der sei zwar nicht besonders groß gewesen, aber durchaus brauchbar. Und eine junge Frau meldete, sie habe im Streit die Einsicht gefunden, dass es unzählige Wahrheiten gebe.
Wie verloren gegangene oder gefundene Hoffnung, Erkenntnis oder Inspiration abgegeben oder auch abgeholt werden können, das hat detektor.fm-Moderatorin Marie Lande die Initiatorin des Fundbüro2, Andrea Keller, gefragt.
Redaktion: Vera Weber