Es ist noch gar nicht so lange her, da ist das Image der Elbphilharmonie schwer angeschlagen gewesen. Das Projekt wurde zunächst nicht durch seine durchaus beeindruckende Architektur oder seine ebenso atemberaubende Akustik bekannt.
Tatsächlich sorgten zahlreiche Pannen für diverse Schlagzeilen: Statt der geplanten drei Jahre dauerte der Bau des neuen Wahrzeichens etwas mehr als ein Jahrzehnt. Und statt den zu Beginn veranschlagten 240,3 Millionen Euro schlägt die Konzerthalle mit letztlich knapp 800 Millionen Euro zu Buche. Dementsprechend groß war die Empörung der Hamburger Bürger und das einstige Prestigeprojekt schnell unbeliebt.
Kosten sind Schnee von gestern
Die Empörung ist mittlerweile aber in einen Hype umgeschlagen. Hamburgs Bürgermeister platzt fast vor Stolz, der Festakt wird in Tageslänge zelebriert. Fernsehsender, Radiostationen und Onlineredaktionen übertragen die Eröffnung live. Sogar der Bundespräsident und die Kanzlerin sind als Gäste vor Ort. Die kritischen Stimmen sind verstummt und die Stadt ist begeistert von ihrem vermeintlich neuen Wahrzeichen.
Das neue Image kommt nicht von ungefähr. Die Stadt Hamburg hat hierfür extra eine zehn Millionen Euro teure PR-Kampagne ins Rollen gebracht. Darin wird die einmalige Akustik und die erstaunliche Architektur des teuersten Konzertsaals Europas beworben. In Artikeln zur Elbphilharmonie geht es meist nur noch um die schönen Rolltreppen und den atemberaubenden Blick über die Elbe. So wird Erregung über zu hohe Kosten schnell in Aufmerksamkeit verwandelt. Und Aufmerksamkeit bekommt die Elbphilharmonie nicht nur aus Hamburg, sondern aus ganz Deutschland.
Elbphilharmonie: Kein Projekt für Hamburger
Aus der ganzen Bundesrepublik werden Kulturtouristen fortan nicht mehr nur für Musicals, sondern auch für klassische Musik in die Hansestadt reisen. Die Hamburger Kulturszene aber muss sich an den Luxusbau an der Elbe erst noch gewöhnen.
Wir hoffen, dass, sobald die erste Spielzeit vorbei ist, wieder Normalität eintritt. – Susanne Reifenrath
Die „Elphi“, wie das Konzerthaus genannt wird, sorgt dort für weniger Begeisterung. Die übrigen Kulturstätten und die freie Szene müssen sich nun erst mal aus dem Schatten des alles überdeckenden Bauwerks wieder hervorkämpfen. Dabei geht es vor allem auch um finanzielle Unterstützung, die für die freie Szene wohl nicht so leicht fließen wird wie für das Lieblingsprojekt der Stadt.
Susanne Reifenrath vom „Dachverband der freien darstellenden Künste Hamburg e.V.“ wünscht sich, dass neben der Elbphilharmonie weiterhin Platz für andere Kulturzweige ist. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel erklärt sie, welche Folgen die Finanzierung der Elbphilharmonie hat und wie sich das Projekt auf die übrige Kulturszene in Hamburg auswirkt.