Der Schriftsteller Clemens Meyer wurde schon mit seinem Erstlingsroman „Als wir träumten“ bekannt, gewann mit dem Erzählband „Die Nacht die Lichter“ den Preis der Leipziger Buchmesse und kommt jetzt mit seinem dritten Werk heraus: „Gewalten. Ein Tagebuch“.
Er nimmt in der Regel kein Blatt vor den Mund und verstellt sich nicht, im Gegenteil. Der Großteil der Texte über ihn steigt demnach auch mit einer Beschreibung seiner „imposanten Erscheinung“ ein – so auch die aktuelle Besprechung seines Buches in der FAZ: „Mit seiner kräftigen Gestalt, seinen Tattoos, einem grobschlächtigen Habitus und einer kräftigen, in Fankurven trainierten Stimme mit breitem Sächsisch wirkt Meyer im deutschen Literaturbetrieb immer etwas wie ein Hooligan, der sich in die VIP-Loge verirrt hat.“ Im Folgenden tauchen auch noch die Worte „Dosenbier“, „Flachmann“, „Fußball“ und „Hass“ auf. Soviel vornweg: der Clemens Meyer, der im Studio bei detektor.fm über sein Arbeiten und seine Bücher sprach, wirkte ganz anders. Aber hören Sie selbst:
In Teil 1 des Interviews erklärt Clemens Meyer, warum ihn das Bild der Kritiker oft verwundert, wie er so arbeitet und weshalb er Nachts schreibt – und damit eigentlich aufhören will.
In Teil 2 des Interviews geht es um gemeinsame Motive in seinen Texten, seinen Hund, den Presserummel – und die Frage, warum ein paarendes Schneckenpärchen auf Clemens Meyer solch eine Faszination ausübt.
Ein Tipp: Wer bekommt den Buchmesse-Preis 2010?
Einen besonderen Schub bekam die Karriere von Clemens Meyer 2008 – da bekam er für „Die Nacht, die Lichter“ nämlich den Preis der Leipziger Buchmesse. Gerade beginnt die Leipziger Buchmesse 2010 – und nominiert ist unter anderem auch die derzeit umstrittenste Autorin: Helene Hegemann mit ihrem „Axolotl Roadkill“. Der Text dazu ist teilweise aus Blogs und anderen Texten zusammenkopiert. Der Streit ist also groß: handelt es sich um Plagiat? Und darf so was den Buchmesse-Preis bekommen? Das haben wir auch Clemens Meyer gefragt. Der Preisträger des Jahres 2008 mit einem Tipp:
Clemens Meyer kann auch grotesk
In einer der Geschichten in „Gewalten. Ein Tagebuch“ geht von einem paarenden Tigerschnegel-Schneckenpärchen ein Zeitstrahl aus, der Raum und Zeit verwirbelt – und zwei Ruderern die Lust am Freizeitpaddeln vermiest. Das entstehende Zeitportal ist natürlich Fiktion – der faszinierende Paarungsakt des Tigerschnegels jedoch keineswegs.