Wulff war 598 Tage als Bundespräsident im Amt – die vorgesehene Amtszeit beträgt fünf Jahre. Trotzdem erhält er die Versorgung wie alle seine Vorgänger auch: 199.000 Euro Ehrensold jährlich, ein Büro inklusive Mitarbeitern und Fahrer. Schon das entzweite die Kommentatoren quer durch die Medienlandschaft:
Roland Nelles beispielsweise bezeichnet es auf Spiegel Online als unverhältnismäßig, wie die „kollektive deutsche Neidkeule“ Christian Wulff trifft. Eine ähnliche Meinung vertreten Jakob Hein auf taz.de und Detlef Esslinger bei Süddeutsche.de: Die Diskussionen beträfen „einen Ehemaligen„, die Debatte sei nun „ebenso erbarmungs- wie verantwortungslos„. Frank Capellan hält auf dradio.de dagegen. Wulff sei der falsche Mann auf diesem Posten gewesen, sein jetziges Verhalten „demonstriert sein fehlendes Schuldbewusstsein einmal mehr„.
Nicht minder sind die Deutschen selbst sich uneins. Und gerade jetzt, wo die Diskussion gerade zur Ruhe kommen wollte, tritt Wulff in den Augen vieler den nächsten Eklat los: zur feierlichen Verabschiedung, dem „großen Zapfenstreich“ durch die Bundeswehr, sind drei Wunsch-Lieder für den Geehrten üblich. Wulff wünschte sich vier.
Ist die jetzt aufkeimende und anhaltende Debatte um Wulff angemessen? Werden inzwischen aus Mücken Elefanten gemacht? Oder müsste jemand wie Wulff sensibler sein, was seine Außenwirkung betrifft? Das haben wir mit Werner Patzelt diskutiert. Er ist Gründungsprofessor des Instituts für Politikwissenschaft an der TU Dresden – und erklärter Wulff-Kritiker.