Pulitzer Preis fürs Scheitern
Der renommierte Kunstkritiker Jerry Saltz gesteht in seinem Essay: „Ja, ich bin ein gescheiterter Künstler!“ Aber er liebt die Kunst trotzdem. Für seine zärtliche und offene Beschreibung des Scheiterns im New York Magazine hat er vergangenen Monat einen Pulitzer-Preis bekommen. In der Kategorie „Kritik“, natürlich!
Jerry Saltz Erfolglosigkeit? Absehbar!
Sein Scheitern ist keine große Überraschung, muss er am Ende selbst erkennen. Die Selbstzweifel, die wohl jeder Künstler und jede Künstlerin hat, waren stärker. Auch Elke Buhr vom Monopol Magazin hält sein Projekt für überambitioniert.
Jerry Saltz kam noch aus der Konzeptkunst der Siebziger Jahre. Er wollte die gesamte Göttliche Komödie von Dante bebildern. Und zwar in abstrakter Form. -Elke Buhr, Monopol Magazin
10.000 Bilder sollten es werden, schreibt er in seinem Essay. Also nicht sonderlich überraschend, dass er irgenwann aufgab.
Das Klischee vom gekränkten Künstler
Die Kunst liebt Jerry Saltz trotzdem noch. Und er entkräftet das Klischee, dass Kunstkritiker selbst nur gescheiterte und gekränkte Künstler-Egos sind. Das ist nicht das einzige Stereotyp, das nicht stimmt, sagt Elke Buhr vom Monopol Magazin. Denn nur wenige Künstler führen ein Leben, wie man es sich für die Kunstszene typischerweise vorstellt. Stattdessen ist das Künstlerleben sehr prekär. In Berlin zum Beispiel kann nur jeder Zehnte von seiner Kunst leben. Was auch zu den von Jerry Saltz beschriebenen Anflügen von Neid führen kann, sagt Buhr:
In Wirklichkeit ist das so ein kleiner Prozentsatz von den Künstlern, die am Ende wirklich gut von ihrer Kunst leben können. Sodass alle anderen sich natürlich fragen: ‚Warum die? Und warum ich nicht?‘ -Elke Buhr
Ob es mehr Künstler verdient hätten, von ihrer Kunst leben zu können erklärt Elke Buhr im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Erll.