Die Hitlerjugend hat unser Bild vom Leben junger Menschen im Dritten Reich geprägt. Aufmärsche und Zeltlager der führertreuen Jugendbewegung haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Doch auch damals haben sich junge Menschen Freiräume genommen und eine eigene Jugendkultur entwickelt.
Bündische Jugend, Meuten, Blasen
Die NS-Führung hatte bereits 1933 alle unliebsamen Jugendorganisationen verboten, aufgelöst oder gleichgeschaltet. Seit 1939 mussten alle deutschen Jugendlichen Mitglieder in den NS-Jugendorganisationen sein. In der Realität hat die Hitlerjugend aber nicht flächendeckend funktioniert, weshalb eine alternative Jugendkultur weiterlebte. Diese etablierte sich abseits der großen Bünde der Weimarer Republik eher informell. Um diese zu diskreditieren, bezeichneten die Nazis diese als „Meuten“, „Blasen“ oder „Piraten“.
Gefährlicher Nonkonformismus
Die Jugendlichen suchten etwas, was in der NS-Ideologie undenkbar erschien: Freiräume und Nonkonformität. Schon Insignien wie Totenköpfe, rote Tücher oder Edelweiß konnten zu Konflikten führen. Ab 1937 verurteilten Leipziger Gerichte „alternative“ Jugendliche zu langen Haftstrafen. 1939 wurden dafür extra Jugendlager eingerichtet, die ähnlich wie Konzentrationslager funktionierten.
Zwischen Trotz und Widerstand
Die NS-Führung ging seinerzeit davon aus, dass es „maximal 20 Prozent kriminelle Elemente“ unter diesen Jugendlichen gäbe. Die Meisten haben sich auf unangepasstes Verhalten beschränkt, nur Wenige haben aktiven Widerstand geleistet. Gruppen wie die „Weiße Rose“ oder die „Edelweißpiraten“ blieben daher die Ausnahme.
Vergessene Jugendkultur
Die Öffentlichkeit hat die unangepasste Jugendkultur im Dritten Reich lange ignoriert. Mit „Meuten, Swings und Edelweißpiraten. Jugendkultur und Opposition im Nationalsozialismus“ möchte der Historiker Sascha Lange das nun ändern. Im detektor.fm-Interview erklärt er unserer Moderatorin Teresa Nehm, wie sich die Jugendkultur entwickelt hat und wo Gefahren lauerten.
Redaktion: Christoph Höland