Oscar-Zeit = Zeit für Roben
Es beginnt mit Regen. Dank Extra-Plane kommen die Hollywood-Schönheiten jedoch trocken im Kodak Theatre an. Bei den Kleidern ist nichts Aufregendes bei, keine großen Fauxpas, keine spektakulären Highlights. Also muss die Show es rausreißen.
Neil Patrick Harris, im Internet seit seiner „How I met your mother“-Rolle oft einfach nur als NPH betitelt, ist in diesem Jahr der Gastgeber gewesen. Mit Spannung ist seine Interpretation des Oscar-Moderators erwartet worden. Auf dem Feld der Awardshows hat er ja dank den Tonys (Awards für Theater und Musical-Darbietungen) und den Emmys fürs Fernsehen bereits mehrjährige Erfahrung.
Die Reaktionen auf seine Performance sind bisher bei den Medien jedoch eher durchwachsen. Die Witze zünden nicht immer, wirken steif und passen manchmal nicht hundertprozentig zur Situation. Aber sein Schlüpfer-Auftritt lässt Twitter kurzzeitig zusammenbrechen.
https://twitter.com/ardmoma/status/569725936612061184
It’s political … kind of
Für wirkliche Aufregung sorgen eher die Dankesreden einiger Gewinner. Vor allem Patricia Arquette, die nach ihrem Gewinn der Goldstatue für Gleichberechtigung von Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika wirbt. Das führt sogar zu einer spontanen Verschwesterung der ungleichen Sitznachbarn Meryl Streep und Jennifer Lopez.
Auch der Gewinner des best adaptierten Drehbuchs, Graham Moore für „The Imitation Game“, bekennt mit seiner Beichte von Selbstmordgedanken als homosexueller Teenager Farbe. Sein Ausruf „Stay weird!“ lässt den Saal am Ende seiner Rede in stehenden Ovationen zurück. Das Thema Rassismus spielt auch in der Dankesrede von John Legend für den besten Filmsong „Glory“ (Film: „Selma“) eine zentrale Rolle.
Gewinner und Verlierer
Auch wenn keiner der nominierten Filme eine Trophäe nach der anderen abräumte, sind sich alle einig: Die Macher von Birdman sind mit vier Oscars und den Siegen in den Kategorien „Bester Regisseur“ sowie „Bester Film“ die Gewinner des Abends. Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ hat ebenfalls vier Oscars eingeheimst, allerding eher in „unwichtigeren Kategorien“ wie „bestes Kostümdesign“, „bestes Make-up und beste Frisuren“, „beste Filmmusik“ und „bestes Szenenbild“.
Das Projekt, das Richard Linklater mit Boyhood eingegangen ist, einen Jungen in seiner Entwicklung über zwölf Jahre zu begleiten, hat sich für die Oscars leider nicht gelohnt. Nur Patricia Arquette ist als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden. Ansonsten ist das vielgelobte Drama leer ausgegangen.
Redaktion: Natalie Schorr
Trailer zum großen Gewinner „Birdman“