Gute Dokumentarfilme schaffen es, ihre Zuschauer mit Haut und Haaren in den Bann zu ziehen. Der Wunsch vieler Filmschaffender ist es, ihr Publikum so zu begeistern, dass die Zuschauer ins Grübeln kommen. Die Installation „My Lonesome Hologram“ will das über andere Herangehensweisen schaffen.
Konfrontation mit dem Ich
Das Projekt der Münchener Filmemacherin Nina Wesemann lässt die Zuschauer zu handelnden Personen werden. Vor der Teilnahme an dem Virtual-Reality-Experiment erstellen die Zuschauer an Stationen ihr eigenes Hologramm. Helfer leiten die Zuschauer durch diese Stationen. Erst nachdem die Zuschauer ein persönliches Interview gegeben haben und es Videoaufnamen aus mehreren Perspektiven gibt, können sie mit der Experience beginnen.
Zu Beginn konfrontiert die Installation den Zuschauer mit seinem eigenen Ich: Zu sehen sind die vorher aufgezeichneten Audio- und Videoaufnahmen. Man ist allein auf einer Insel. Erst nach und nach kommen Menschen hinzu, es sind die Hologramme der anderen Installationsbesucher. Mit der VR-Brille können die anderen Menschen ungeniert betrachtet werden. Einzig mit ihnen zu kommunizieren ist unmöglich. Die anderen Hologramme nehmen den Zuschauer natürlich ebenfalls nicht wahr – man ist allein unter vielen.
Dadurch, dass der Installation über das ganze Festival hinweg immer neue Menschen hinzugefügt werden, trifft der Zuschauer auf immer neue und immer mehr Menschen.
Ich glaube, jeder kennt das Gefühl, dass man vielleicht in Gesellschaft ist unter Leuten, wo alle sich irgendwie in anderen Kanälen befinden- und man sich alleine fühlt. – Nina Wesemann, Projektinitiatorin
Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten
Die Botschaft von Ideengeberin Nina Wesemann ist klar. Sie stellt die Frage, welche Existenzberechtigung man hat, wenn niemand einen wahrnehmen kann. Mit ihrem Projekt möchte sie der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Wesemann hat selbst beobachtet, dass es immer mehr Menschen gibt, die viel zu sehr in Social Media, Apps und Smartphones vertieft sind – ihre Gegenwart nehmen sie so immer seltener aktiv wahr.
detektor.fm-Reporter Johannes Meyer war vor Ort beim DOK Leipzig und hat sich „My Lonesome Hologram“ angeschaut.