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Die Webdokumentation „Im Märkischen Sand“ will die Erinnerung an ein fast vergessenes Massaker auffrischen. Foto: DOK Leipzig 2016 / Nina Mair
Die Webdokumentation „Im Märkischen Sand“ will die Erinnerung an ein fast vergessenes Massaker auffrischen. Foto: DOK Leipzig 2016 / Nina Mair

Klappe 3/5 | Webdoku „Im Märkischen Sand“

Ein Zeitzeuge bricht sein Schweigen

Das Massaker von Treuenbrietzen ist ein fast vergessenes Kriegsverbrechen. Die Webdoku „Im Märkischen Sand“ versucht, einen neuen Zugang zu finden. Der letzte Überlebende Antonio Ceseri öffnet sich zum ersten Mal gegenüber einem Filmteam und zeigt die Grausamkeiten des 23. April 1945.

Über 40.000 Arbeitslager hat es in Nazideutschland gegeben. Eines davon war der Sebaldushof bei Treuenbrietzen im Südwesten des heutigen Brandenburg. Gegen Ende des Krieges, 1945, verübten die Nazis dort ein Massaker an italienischen Zwangsarbeitern. Nachdem russische Soldaten vorläufig den Ort eingenommen hatten und wieder vertrieben wurden, brachten Soldaten der Wehrmacht 131 Zwangsarbeiter zu einer Sandgrube nahe der Stadt und erschossen sie. Vier der Gefangenen überlebten.

Einer davon ist Antonio Cesari. Er hat nun mit 93 Jahren sein Schweigen gebrochen. Die Produzenten Nina Mair und Matthias Neumann haben eine 24-teilige Webdokumentation „Im Märkischen Sand“ über seine Erinnerungen an das Massaker gedreht.

Aus Verbündeten werden Feinde

Im Munitionslager arbeiteten neben Italienern auch Holländer und Franzosen. Nachdem Italien 1943 aus dem Krieg ausgetreten war, griffen SS und Wehrmacht gegenüber den „Verrätern“ hart durch. Mehr als 25.000 Soldaten wurden getötet, mehr als eine halbe Million gefangen genommen.

Nach dem offiziellen Kriegsaustritt Italiens wollten die Deutschen im Norden des Mittelmeerlandes eine faschistische Diktatur errichten. Die gefangenen italienischen Soldaten stellten sie vor die Wahl: für das neue italienische Regime „Republik von Salo“ zu kämpfen oder als Militärinternierte Zwangsarbeit zu leisten. Über 600.000 Italiener entschieden sich für die Zwangsarbeit. Viele hatten Angst, ansonsten an der Ostfront eingesetzt zu werden. Für das Massaker der Deutschen an den italienischen Zwangsarbeitern wurde bis heute Niemand verurteilt.

„Im Märkischen Sand“ erzählt non-linear

Die Filmemacher haben das Projekt von vornherein so angelegt, dass die Episoden auch unabhängig voneinander angesehen werden können. Mit diesem Trick können auch andere Perspektiven zum Massaker und der Aufarbeitung eingenommen werden. Neben dem Überlebenden Cesari werden auch Historiker gezeigt, wie sie das Massaker geschichtlich einordnen. Ebenso werden Angehörige der italienischen Opfer oder der Treuenbrietzener Bürgermeister interviewt. Die Macher wollen mit der Webdoku „Im Märkischen Sand“ besonders Schulklassen ansprechen, um über das „fast vergessene“ Kriegsverbrechen zu informieren.

Das Massaker und die Erinnerungen an das Arbeitslager sind mit Zeichnungen und Hörspielen detailreich aufgearbeitet. detektor.fm-Reporter Johannes Meyer hat sich den Film angeschaut und mit Autorin Nina Mair darüber gesprochen.

DOK Leipzig – Im Märkischen Sand 04:49

In der Serie „Klappe“ beschäftigen wir uns in fünf Teilen mit der Digitalisierung im Kino.

Alle Folgen: detektor.fm/dok-leipzig

detektor.fm ist Medienpartner des DOK Leipzig 2016.

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