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Israelische Jugendliche machen vor einem Grab ein Selfie und setzen sich mit dem Holocaust auseinander. Foto: #Uploading Holocaust | Gebrüder Beetz Filmproduktion
Bild: #Uploading Holocaust | Gebrüder Beetz Filmproduktion

Klappe 4/5 | #Uploading Holocaust

Generation Selfie schafft Erinnerungskultur

In Auschwitz tanzen? Auf Gräbern Selfies machen? In Gaskammern filmen? Geschmacklos oder irgendwie in Ordnung? Mit diesen Fragen setzt sich ein israelischer Dokumentarfilm auseinander.

Ein Initiationsritual

Jedes Jahr begeben sich 25.000 israelische Schüler und Studenten auf die Reise nach Polen, um dort Konzentrationslager, Massengräber und Ghettos zu besichtigen. Die israelischen Filmemacher Sagi Bornstein und Udi Nir haben während ihrer Jugend auch an diesem „Ritual des Erwachsenwerdens“ teilgenommen. Ein paar Jahre später wollten sie darüber einen Dokumentarfilm machen, wie die heutige Generation das Ritual wahrnimmt. Schnell haben die beiden Israelis gemerkt, dass die Zeiten sich geändert haben.

Entscheidend seien heute Smartphone und Internet, berichten die Filmemacher. Heute wird alles mit dem Smartphone dokumentiert. Mit dem Smartphone werden Videos und Selfies gemacht, um es dann später in sozialen Netzwerken oder auf Youtube hochzuladen. Die Filmemacher entschieden daraufhin, ihr Konzept zu ändern und mit „#Uploading Holocaust“ eine Art Videocollage aus schon existentem Material zu machen. Diese stellten sie dann ihren Videoaufnahmen aus den 1980er-Jahren gegenüber.

Der Fokus hat sich sehr verändert und die Besucher sind nun eher im Zentrum als das, weshalb sie eigentlich da sind. – Udi Nir

#Uploading Holocaust

Udi Nir und sein Kollege Sagi Bornstein werfen aber auch eine andere Frage auf: Sie stellen den Sinn des Initiationsritus in Frage. Sowohl den älteren als auch den jüngeren Filmen sei anzumerken, dass bei den Polen-Fahrten eine „verordnete Betroffenheit“ vorherrsche. Den Jugendlichen würden Erzieher und Pädagogen das Mitgefühl fast schon aufzwingen.

Produzent Beetz ist Beziehung zu Israel wichtig

Auch Produzent Christian Beetz sieht in dem Film ein besonderes Projekt. Zuvor hat er noch nie eine Dokumentation produziert, die zu 100 Prozent aus Webvideos besteht. Der YouTube-Effekt, also die Besonderheit, sich an verwackelte Bewegtbilder zu gewöhnen, mache es möglich, neue Perspektiven einzunehmen. Dieser Effekt mache das Werk, so Beetz, besonders authentisch.

Das Projekt wird nach der Deutschland-Premiere weitergeführt, so können auch deutsche Schulklassen online an einem Fragebogen ihr Wissen über den Holocaust testen oder mit israelischen Jugendlichen in Kontakt treten.

Die Filmautoren Udi Nir und Sagi Bornstein sind ebenso wie Produzent Christian Beetz bei detektor.fm zu Gast gewesen. Moderator Javan Wenz hat sich mit Ihnen unterhalten.

Udi Nir und Sagi Bornstein (rechts). - Die Filmemacher fragen, ob der Holocaust-Tourismus der Gesellschaft etwas bringt.

Die Filmemacher fragen, ob der Holocaust-Tourismus der Gesellschaft etwas bringt.
Jeden Morgen waren wir in einem Konzentrationslager und jeden Abend gab es Gelächter im Hotelzimmer, weil das alles sonst viel zu intensiv ist.Udi Nir und Sagi Bornstein (rechts).
Uploading Holocaust – Interview mit Christian Beetz 04:58
Interview mit Udi Nir 08:20

In der Serie „Klappe“ beschäftigen wir uns in fünf Teilen mit der Digitalisierung im Kino.

Alle Folgen: detektor.fm/dok-leipzig

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