Raubkunst: ein koloniales Überbleibsel
Über die deutsche Kolonialgeschichte hat man lange geschwiegen. Es gab kaum Bemühungen, um diesen grausamen Teil der Geschichte aufzuarbeiten. Dabei finden sich bis heute etliche Spuren des Kolonialismus in Deutschland. Insbesondere in Kunst und Kultur. Denn Kolonialherren haben unzählige Kulturgüter aus den Heimatländern entwendet. Seitdem befindet sich diese Raubkunst in europäischen Museen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron möchte diese Kunstwerke an die ehemaligen Kolonien in Afrika zurückgeben. Deshalb stellt man sich auch in Deutschland die Frage, ob koloniale Raubkunst in die Herkunftsländer zurückgeführt werden soll.
Wohin mit dem kolonialen Erbe?
Auf der einen Seite stehen die Befürworter der Rückgabe von Raubkunst, auch Restitution genannt. Sie argumentieren, dass die ehemaligen Kolonien einen moralischen Anspruch auf die Objekte haben. Denn die Kulturgüter sind meistens aus unrechtmäßigen Gründen nach Europa gekommen. Fürsprecher sehen die Restitution außerdem als Chance an. Denn so könne man mit den afrikanischen Staaten auf einer Augenhöhe ins Gespräch kommen und Kolonialgeschichte neu erzählen.
Die Gegner der Restitution heben hervor, dass eine Rückgabe der Kunstgegenstände technisch gar nicht möglich sei. Außerdem würden sich einige rechtliche Probleme bei der Restitution von Kolonial-Kunst stellen.
„Das ganze muss auf eine neue Ebene gestellt werden“
Für den Kunsttheoretiker Bazon Brock sollte es bei der Debatte allerdings nicht um die Kunstgegenstände gehen.
Er unterscheidet klar Kunst- und Kulturgegenstände. Seiner Meinung nach sind die entraubten Artefakte erst in europäischen Museen zu Kunst geworden. Deshalb fordert er dazu auf, die Debatte auf eine neue Ebene zu stellen. Er meint, die geraubten Objekte sollten nur unter ganz bestimmten Bedingungen an die Herkunftsländer zurückgegeben werden.
Über seinen Standpunkt zur möglichen Rückgabe von Kolonialkunst hat Bazon Brock mit detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert gesprochen.
Redaktion: Maria Zahn