Koloniale Raubkunst
Gut 90 Prozent aller materiellen afrikanischen Kulturgüter befinden sich außerhalb ihres Heimatkontinents. Als koloniale Raubkunst sind sie in den letzten Jahrhunderten nach Europa gelangt. Heute lagern sie hier tausendfach in Museen und Kunsthallen. Wie viele Objekte das genau sind und woher sie im Einzelnen kommen, ist oft unklar.
Nachdem sie jahrzehntelang vernachlässigt worden ist, gewinnt die Erforschung der deutschen Kolonialgeschichte auch hierzulande immer mehr an Bedeutung. Doch wie man mit geraubten Kulturgütern aus dieser Zeit umgehen soll, wird seit Jahren diskutiert.
Das Wichtigste ist, dass wir uns überhaupt diese Sachlage bewusst machen, dass unsere Museen geraubte Objekte zu Tausenden oder Zehntausenden haben. – Dr. Jürgern Zimmerer, ist einer der Autoren des Leitfadens.
Deutscher Museumsbund gibt Leitfaden heraus
Der deutsche Museumsbund hat dazu einen Leitfaden herausgegeben. Der soll die Museen dabei unterstützen, die Geschichte ihrer kolonialen Exponate aufzuarbeiten. Er fordert vor allem eine intensivere Forschung, einen transparenteren Umgang mit Raubkunst und auch eine bessere Kooperation mit den Herkunftsländern. Der Museumsbund hat den Leitfaden mithilfe von Vertretern eben jener Herkunftsländer erarbeitet.
Kritik aus Herkunftsländern
Denn dort wird immer wieder kritisiert, dass der Umgang mit geraubtem Sammlungsgut vor allem in Europa diskutiert und entschieden wird. Die betroffenen Länder hätten dabei relativ wenig Mitspracherecht. Die Leiterin der historischen Abteilung des tansanischen Nationalmuseum Flower Manase sagt dazu: „Wie immer geben Länder wie Deutschland den Ton an. Doch eigentlich sollte bei der Debatte nicht Europa im Mittelpunkt stehen, sondern Afrika.“
Auch der kamerunische Museumsexperte Germain Loumpé kritisiert, dass bei der Diskussion von einer sehr europäischen Museumskultur ausgegangen wird, die sich so gar nicht ohne Weiteres auf Afrika übertragen lässt.
Über den sensiblen Umgang mit kolonialer Raubkunst spricht detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Jürgen Zimmerer. Er ist Professor für Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg und einer der Autoren des Leitfadens.
Redaktion: Yannic Köhler