SMS eines Diebes
Wem schon einmal etwas gestohlen worden ist, der weiß, wie man sich dabei fühlt: Ein Stück Privatsphäre kommt abhanden. Als Lukas Adolphi 2010 an einem Leipziger Bankautomaten überfallen wird, geht es ihm ähnlich. Der materielle Verlust allerdings ist überschaubar: Lediglich 30 Euro und ein einfaches Mobiltelefon können die Diebe ergattern.
Adolphi zeigt den Vorfall an, die Täter werden gefasst und es kommt zu einem Gerichtsverfahren. Als er nach ein paar Monaten sein Handy wiederbekommt, ist er es, der Einblick in eine fremde Privatsphäre erlangt. Denn der Dieb hat das Handy über Wochen verwendet. Und die zahlreichen Nachrichten sind noch auf dem Gerät gespeichert.
Man bekommt ja einen Einblick in eine Welt, die vermutlich den meisten Menschen relativ fremd ist. […] Deswegen bedient das auf jeden Fall so einen voyeuristischen Aspekt. – Lukas Adolphi, Künstler und Autor von „die cops ham mein handy“
Lukas Adolphi und sein Buch aus Textnachrichten
Die SMS spiegeln das Leben eines Jugendlichen wider. Sie drehen sich um Schule, Sex und kleinere Diebstähle, ausgiebig festgehalten in den Chats an die Kumpels und diverse Freundinnen. Und so beschließt der Grafikdesigner und Künstler Adolphi, die Nachrichten aufzuschreiben und ein Buch daraus zu machen. Mittlerweile ist das Buch ein ziemlicher Erfolg, dabei hat er es vor allem für sich getan:
Ich bin erst einmal davon ausgegangen, dass das niemals diese Reichweite bekommen würde. Das wäre vielleicht auch anders gewesen, wenn ich das damals schon gemacht hätte, weil vor sieben Jahren Social Media noch deutlich weiter zurück war. Eigentlich war das vor allem etwas, das ich für mich machen wollte. – Lukas Adolphi
Lukas Adolphi hat uns im Studio besucht und mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt über die Hintergründe und Entstehung seines SMS-Romans „die cops ham mein handy“ gesprochen.
Redaktion: Julia Rosner