Jennifer Teege spricht hebräisch, ist bei einer Adoptivfamilie aufgewachen und sie ist dunkelhäutig. Eigentlich keine wirklich wichtigen Informationen. Nicht aber für die Geschichte, die Jennifer Teege in ihrem Buch erzählt. Eine Geschichte, die von der Tragödie ihrer eigenen Familie handelt. Jennifer Teeges Großvater ist Amon Göth – SS-Hauptsturmführer, KZ-Kommandant und verurteilter Massenmörder.
„Der Schlächter von Plaszow“
Es gibt eine Filmszene, die Jennifer Teeges Großvater weltweit bekannt gemacht hat. In dieser steht Amon Göth auf der Veranda seiner Villa und schießt mit einem Präzisionsgewähr auf Menschen – auf Häftlinge des Konzentrationslagers Plaszow, welches er ab 1943 drakonisch regiert. Der Film „Schindlers Liste“ hat dieses Bild unvergesslich gemacht. Auf Bagatellen steht unter Göth die Strafe von hundert öffentlichen Peitschenhieben, hin und wieder lässt er seine Schäferhunde auf die Inhaftierten los. Das bringt ihm den Namen „Schlächter von Plaszow“ ein. Nach dem Krieg wird er verurteilt: 500 Menschen hat Göth demnach eigenhändig umgebracht, weitere 10.000 sind unter seinem Befehl getötet worden.
Der eigenen Geschichte auf der Spur
Jennifer Teege hat sich in ihrem Buch gleich mit zwei tragischen Geschichten auseinandergesetzt: Mit der NS-Vergangenheit ihrer Familie und dem eigenen Leben als Adoptivkind. Der dunkle Fleck in der Familiengeschichte scheint dabei eng mit ihrem eigenen Leben verwoben zu sein. Denn als Kind der Deutschen Monika Hertwig und eines Nigerianers ist sie zunächst in einem Kinderheim aufgewachsen und später adoptiert worden. Mit ihrer leiblichen Familie hatte sie jedoch nur noch sporadisch Kontakt. Mit 38 Jahren begibt sie sich dann auf Spurensuche – nach der Vergangenheit, nach Amon Göth, und nach dessen Lebensgefährtin: Jennifer Teeges Großmutter.
Was soll ich, mit meiner dunklen Haut, mit Freunden in der ganzen Welt, bloß mit diesem Großvater? War er es, der meine Familie zerstörte? Fiel sein Schatten erst auf meine Mutter, schließlich auf mich? – Jennifer Teege aus „Amon. Mein Großvater hätte mich umgebracht“
Wie sie diese unfassbare Geschichte entdeckt hat, wie sie sie aufarbeiten konnte und was sie heute über ihren Großvater denkt, erklärt Jennifer Teege im Interview.