Überlegenheit und Macht in der Antike
Die griechische und römische Antike assoziieren wir ganz oft automatisch mit der Farbe Weiß. Eine Sichtweise, die auch durch die italienische Renaissance geprägt ist. Um sich gegen das Mittelalter abzugrenzen, bezogen sich Gelehrte und Künstlerinnen und Künstler auf die Antike. In deren Politik und Menschenbild sahen sie ein Vorbild für ihre eigene Gesellschaft. Teil davon sind auch Kunstwerke, wie Skulpturen. Ihr marmornes Weiß verkörperte für Leonardo DaVinci und Michelangelo das Reine, Edle und Erhaben. Damit stellten sie sich auch gegen das Dogma der christlichen Kirche. Denn deren Heiligenfiguren waren oft sehr bunt und reich verziert. Außerdem diente ihnen die Farbe Weiß als Form der Abgrenzung gegenüber anderen — meist nicht europäischen — Kulturen.
Funkelnde Skulpturen
Bis heute hält sich diese Vorstellung, dabei zeigen Ausgrabungen und Untersuchungen, dass die griechische und römische Antike auch farbig war. „Es sind unendlich viele Farben erhalten“, sagt der Archäologe Vinzenz Brinkmann vom Liebighaus in Frankfurt am Main. Dort erforscht und rekonstruiert er gemeinsam mit einem Team griechische und römische Skulpturen. Dafür verwenden sie auch die Originalfarben.
Eigentlich war die Antike nicht weiß. Warum wir das trotzdem bis heute glauben, darum geht es in der neuen Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin. Dafür spricht detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann vom Liebieghaus in Frankfurt am Main. Dort erforscht er die Farbigkeit griechischer und römischer Skulpturen. Gemeinsam mit einem Team hat er dafür die Wanderausstellung „Bunte Götter — Die Farben der Antike“ erarbeitet. Dort werden weiße Skulpturen neben den farbigen Rekonstruktionen präsentiert. Aktuell befindet sich die Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York.