Antisemitische Bildsprache
Wie konnte ein Werk mit antisemitischen Inhalten auf die documenta fifteen gelangen? Darüber wird momentan viel im Umfeld der Kunstschau diskutiert. Wie viele andere Werke in Kassel auch, ist „People’s Justice“ nicht für die documenta fifteen entstanden. Zuvor war es schon in Australien, Indonesien und China gezeigt worden. Die Künstler und Künstlerinnen von Taring Padi verstehen ihre Kunst politisch. In ihren Werken setzen sie sich zum Beispiel für faire Wahlen, Menschenrechte und Gleichberechtigung ein. So entstand „People’s Justice“ 2002 unter den Eindrücken der Suharto-Diktatur, die von 1967 bis 1998 bestand.
Kritiker und Kritikerinnen, Beobachtende und Menschen aus der Politik fordern Aufklärung und eine öffentliche Debatte zu dem Skandal.
Kunst zum Mitmachen
Eine begehbare Skulptur, die sich als Kompost-Toilette herausstellt, und eine Skaterampe in der documenta-Halle – die Werke bei dieser documenta sollen zum Mitmachen animieren. „Kunst soll nützen“, sagt Elke Buhr im Podcast. Das indonesische Kuratierenden-Team ruangrupa versteht Kunst als soziale Praxis. Sie soll nicht gefallen, sondern das Leben aller Menschen besser machen. Wie zum Beispiel auch die Eltern- und Kleinkinder-Krippe der brasilianischen Künstlerin Graziela Kunsch: ein Raum für Eltern und Kinder zum Spielen und Lesen.
Mit diesem Verständnis hinterfragen die Künstler und Künstlerinnen der documenta fifteen auch das westliche Bild von Kunst. Dafür verwenden sie auch bekannte Bilder aus der Welt der westlichen modernen Kunst.
In der neuen Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Elke Buhr, Chefredakteurin vom Monopol-Magazin, und mit ihren Kolleginnen Saskia Trebing und Silke Hohmann über die Hintergründe des Antisemitismus-Skandals auf der documenta fifteen. Außerdem sprechen sie über erste Eindrücke und persönliche Highlights aus Kassel.
Die documenta fifteen findet noch bis zum 25. September 2022 in Kassel statt.