documenta 1: ein Sommer voller Kunst
Sie war die erste große Ausstellung von moderner Kunst in Westdeutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Seit 1955 wird Kassel erst alle fünf, dann alle vier Jahre Schauplatz zahlreicher Ausstellungen. Die documenta dokumentiert, wie der Name schon vermuten lässt, die Gegenwart. Ihre gesellschaftlichen Herausforderungen, Uneindeutigkeiten und Errungenschaften. Doch der Sommer 1955 ist eher eine Rückschau und der Wunsch nach einem „Abschließen“ mit den Verbrechen der Nazis.
Verstrickungen
Der Kasseler Künstler Arnold Bode ist der Ideengeber der ersten Ausstellungsreihe. Doch hinter dem Großevent stehen natürlich noch andere Köpfe: Auch der Berliner Kunsthistoriker Werner Haftmann ist Teil des Teams. Neuere Forschung zeigt mittlerweile, dass über Haftmanns Verstrickungen in den Nationalsozialismus viel Unklarheit herrscht. Fest steht, Haftmann war keineswegs nur ein einfacher Wehrmachtssoldat, wie er immer behauptete.
So zeigen sich auch 1955 noch Kontinuitäten mit dem Kunstverständnis der Nazis. Gezeigt wird zum Beispiel sogenannte „entartete“ Kunst, also die Werke gebrandmarkter deutscher Künstlerinnen und Künstler. Jüdische Künstlerinnen und Künstler sind eher nicht anzutreffen.
Wie der Mythos von widerständigen deutschen Künstlern geschaffen wurde und wie die documenta ihre eigene problematische Geschichte aufarbeitet, darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert in dieser Folge mit der Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und der Monopol-Redakteurin Saskia Trebing, die einen großen Report über die NS-Verbindungen der documenta recherchiert hat. Zu hören ist außerdem der ehemalige documenta-Kurator Dieter Roelstraete und ein Gespräch mit der Kuratorin Julia Voss. Sie ist Mitverantwortliche für eine neue Ausstellung im Deutschen Historischen Museum namens „documenta. Politik und Kunst“.