Die Erinnerungen der Bäume
Für die Natur spiele es keine Rolle, ob der Mensch sie dominiere oder Insekten, sagt Giuseppe Penone. Das sei kein Problem für die Natur und für die Welt, es sei ein Problem für die menschliche Spezies. In seinen Werken beschäftigt sich der italienische Künstler seit mehr als 60 Jahren mit dem Zusammenspiel von Mensch und Natur. Zentrales Material für ihn sind dabei Bäume. Sie tragen ihr Leben als Erinnerung in ihren Zellen, so Giuseppe Penone. In seinen Skulpturen deckt er diese Erinnerungen auf und macht Zeit sichtbar.
Dafür trägt er Baumring für Baumring ab, bis er in der Mitte — der Vergangenheit — des Baumes angekommen ist. Er schaut aber auch in die Zukunft der Bäume. So hat Giuseppe Penone in einer anderen Werkreihe etwa das Wachstum der Bäume verändert, indem er sie mit Draht umwickelte, oder eine bronzene Hand um den Stamm eines jungen Baumes schloss. Die Ergebnisse dieser Arbeit waren dann Jahrzehnte später erst zu sehen.
Kunst aus einfachen Materialien
Mit seinen Werken ist Giuseppe Penone Teil der Arte Povera, also der „armen Kunst“. Den Begriff prägte in den späten 1960er und -70er Jahren der Kunstkritiker und Kurator Germano Celant. Den Künstlerinnen und Künstlern der Arte Povera ging es darum, die bisherige Art und Weise, Kunst zu machen, zu hinterfragen. Sie interessierten sich eher für das Konzept, als für die bloße Abbildung oder Darstellung der Dinge. Hierfür wählten sie vor allem einfache Materialien, die unbearbeitet und leicht zu bekommen waren, wie beispielsweise Stein, Erde, Pflanzen — oder wie Giuseppe Penone: Holz. Wichtig dabei ist ihm immer mit dem zu arbeiten, was da ist.
Wie kann man in einer Skulptur die Zeit sichtbar machen? In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, sprechen detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna und Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr über die Werke von Giuseppe Penone.