Ein feministischer Weg
Als sie in den 1960er-Jahren in ihrem Studio gearbeitet hat, hat sie sich selbst nicht als Frau, sondern als Künstlerin verstanden, erinnert sich Judy Chicago im Gespräch mit der Monopol-Autorin Saskia Trebing:
Zwar durften Frauen damals schon Kunst studieren, ihre Werke und Themen hatten jedoch kaum Platz im männlich dominierten Kunstbetrieb. Und so fragt auch die Kunsthistorikerin Linda Nochlin Anfang der 1970er-Jahre in ihrem gleichnamigen Essay kritisch: „Why Have There Been No Great Women Artists?”
Ein Platz am Tisch
Ein Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist eines der wohl wichtigsten Werke von Judy Chicago, die Installation „The Dinner Party”. Sie besteht aus einer Festtafel, an der für 39 bedeutende Frauen aus verschiedenen Epochen gedeckt ist. Heute ist die Installation Teil der Dauerausstellung im „Brooklyn Museum” in New York.
Werke aus mehr als 60 Jahren
Im Oktober ehrt das „New Museum” in New York Judy Chicago mit der Retrospektive „Herstory” — die wohl größte Ausstellung ihrer ganzen Laufbahn. Auf drei Etagen werden Werke aus sechs Jahrzehnten gezeigt. Dabei sind die frühen minimalistischen Werke der 1960er, die feministischen Werke der 1970er und auch narrative Werke. So etwa auch Teile aus ihrer Werkserie „Holocaust Project: From Darkness into Light“ (1985-93), an der Judy Chicago in den 1980ern gemeinsam mit ihrem Mann Donald Woodman gearbeitet hat. „Es ist ein sehr eklektisches Projekt“, beschreibt es Saskia Trebing im Podcast. Für Chicago und ihren Mann ist es eine Auseinandersetzung mit der eigenen jüdischen Identität. Dafür haben sie verschiedene Schauplätze der Shoah bereist. Die Werkserie ist ein Versuch, eine künstlerische Form für diese Auseinandersetzung zu finden.
Die US-amerikanische Künstlerin Judy Chicago gilt heute als eine Ikone des Feminismus. Der Weg dorthin war für die heute 84-Jährige lang. In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit der Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und ihrer Kollegin Saskia Trebing über das bewegte Leben von Judy Chicago und ihre Bedeutung für die feministische Kunst bis heute. Im Oktober ehrt das „New Museum” in New York Judy Chicago mit der Retrospektive „Herstory”. Außerdem zeigt das Haus der Kunst seit Anfang September Judy Chicagos Installation „Feather Room” von 1967 als Teil der Ausstellung „In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956 – 1976”.