Zwischen Inspiration und kultureller Aneignung
Mitten im wilhelminischen Kaiserreich gründet sich 1905 die Künstler-Gruppe „Die Brücke“. Zu ihr gehören die expressionistischen Maler Emil Nolde, Max Pechstein, Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Typisch für den Expressionismus sind schillernde Farben und abstrakte und plakative Darstellungen. Inspiration für ihre Werke finden Die „Brücke“-Künstler in den Kunstwerken außereuropäischer Kulturen, zum Beispiel in den Ländern Afrikas, Indien oder in der Südsee. Um sich einen Eindruck zu verschaffen und an Entwürfen zu arbeiten, besuchen sie die Völkerkundemuseen in Dresden und Berlin oder die damals beliebten „Völkerschauen“. Was ihre Bilder nicht zeigen, ist die brutale koloniale Realität, in der sie entstehen. Deshalb sind aktuell viele Museen und Archive damit beschäftigt, die eigenen Bestände aufzuarbeiten.
Wie genau diese Aufarbeitung aussehen kann, das sieht man derzeit in zwei Ausstellungen: im Brücke-Museum in der Ausstellung „Whose expression? Die Künstler der Brücke im kolonialen Kontext“ und nebenan im Kunsthaus Dahlem in der Ausstellung „Transition Exhibition“. Beide Ausstellungen können noch bis zum 20. März 2022 besichtigt werden.
Kunst und Kolonialismus, darum geht es in dieser und der nächsten Folge bei „Kunst und Leben“. Den Start machen detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert und Elke Buhr, Chefredakteurin vom Monopol-Magazin, mit der Frage, wo Deutschland aktuell steht in Sachen Aufarbeitung. Wie das ganz konkret im Museum aussieht, das erzählt Lisa Marei Schmidt im Podcast. Sie leitet das Brücke-Museum in Berlin.