Grenzen austesten
Es war eine komplizierte und langwierige Trennung, mehr als drei Monate lang liefen sich Marina Abramović und Ulay in den 1980er-Jahren auf der Chinesischen Mauer entgegen. Auf einer Strecke von etwa 2.500 Kilometern — jeweils. So zumindest der Plan, denn als die beiden sich schlussendlich trafen, war Abramović wütend. Nicht etwa, weil die Wanderung körperlich sehr anstrengend war oder weil sich die beiden danach trennten, nein: Ulay hatte sich nicht an die Regeln gehalten. Er ließ Abramović weiter laufen als geplant, denn er hatte unterwegs ein Kloster gefunden, in dem er auf sie wartete. Welche Rolle spielte dabei die Wut?
Gegen oder mit der Zeit?
Mehr als 30 Jahre nach der Performance auf der Chinesischen Mauer kehrt Marina Abramović nun wieder zurück nach China. Bis zum 28. Februar zeigt das Modern Art Museum Shanghai ihre interaktive Ausstellung „Transforming Energy“. Hier werden die Besucherinnen und Besucher eingeladen, selbst aktiv zu werden. Viele Werke sind erst durch die Auseinandersetzung mit ihnen vollständig. So etwa eine Installation mit Türrahmen, die frei im Raum stehen. Die Gäste sind hier aufgefordert, die Türen immer wieder zu öffnen und zu schließen, ohne durch sie hindurchzugehen.
In ihren Werken setzt sich Marina Abramović mit starken Emotionen auseinander und sie ging bei ihren Performances schon oft an die eigenen physischen und psychischen Grenzen. Welche Rolle dabei Wut spielt, darüber sprechen in dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna und Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr. Sie hat im Vorfeld mit Marina Abramović über ihre aktuelle Ausstellung gesprochen.
Bis zum 28. Februar zeigt das Modern Art Museum Shanghai die interaktive Ausstellung „Transforming Energy“. Gleichzeitig kann man bis zum 16. Februar im Kunsthaus Zürich eine Retrospektive über Abramovićs Werk sehen.